Grand Mesa
Ein etwas wilder Tag!
Tags zuvor hatten wir einen Steinschlag in die Windscheibe bekommen. Ein kleiner Riss bildete sich. Bevor die Scheibe ganz draufging, sollte die Sache repariert werden. Dazu benötigt man jemanden, der in der Lage ist, unter Hochdruck Kunstharz in die Schadstelle zu pressen um sie zu verkleben. Das verhindert weiteres Reissen, ist nahezu unsichtbar und kostet wesentlich weniger als eine neue Frontscheibe. Den Aus- und Einbau spart man zusätzlich.
Eine Firma, die das durchführen konnte fand sich mittels Yellow Pages in Grand Junction. Wir vereinbarten einen Termin um High Noon, so dass Zeit genug für das Frühstück in Moab vorhanden war. Danach ging es geruhsam in Richtung Colorado. Wir mussten nicht hetzen, konnten die UT 128 entlang des Rivers und über die Dewey Bridge wählen.
Old Dewey Bridge präsentierte sich bei unserem letzten Besuch noch intakt, bevor das Brandinferno über die alte Dame hereinbrach. Wir hielten an der historischen Landmark, sahen uns den traurigen Zustand an.
Der Anblick stimmt traurig!
Weiter gehts auf die I-70 und in Richtung Grand Junction, Colorado. Wir laufen auf einige Trucks auf und einer davon hat eine bemerkenswerte Ladung. Reifen! Aber was für welche!
Ziemlich pünktlich erreichen wir die Werkstatt in Grand Junction, müssen nicht warten. Unser Fahrzeug wird sofort in die Halle gefahren und ein Monteur nimmt sich der Sache an. Gute 20 Minuten und ca. 40 $ später verlassen wird den Hof mit reparierter Frontscheibe. Eine preisgünstige Lösung!
Was fangen wir nun mit dem angebrochenen Tag an? Auf unseren Shuttleflügen zwischen Denver und Grand Junction bzw. umgekehrt sind wir schon oft über das Hochland der Grand Mesa geflogen, sahen aus der Höhe eine andersartige Welt - grün und mit vielen Seen. Wir beschliessen, uns diese Gegend einmal näher anzusehen.
Vorher sollten wir aber noch ein Problem lösen. Das rechte Running Board ist schon wieder nach hinten verschoben, steht nur noch rund einen Millimeter vom Hinterrad entfernt. Anscheinend haben wir in den vergangene Tagen noch einmal irgendwas touchiert und dabei die Halterungen verbogen. Lady hat eine Idee! "Warum suchst Du dir nicht was Stabiles, machst ein Seil daran fest und ziehst das Board mit Motorkraft nach vorn?" Gute Idee, ein Seil haben wir zwar nicht, aber kräftige Bänder aus reissfester Kunstfaser. Die sollten es auch tun.
Nicht ganz so einfach, eine passende Verankerung für die Strippen zu finden. Schliesslich ist es ein Baum neben der Road in Palisade östlich von Grand Junction, der uns hilft. Bänder am Baum und dem Board befestigt, einmal kurz rückwärts angefahren und das Running Board steht wieder wesentlich besser. Sollte uns jemand beobachten, mögen wir ein merkwürdiges Bild abgeben.
Morgen kommen die hinderlichen und wenig sinnvollen Dinger ab! Versprochen!
Eastbound nehmen wir auf der I-70 die Exit 49 in Richtung Powderhorn, einem Wintersportort auf Grand Mesa. Auf der Interstate sind wir ca. 1.450 Meter über dem Meeresspiegel, nach 30 Meilen in Powderhorn werden es 1.000 Meter mehr sein.
Der Ort selbst bietet einen etwas trostlosen Anblick. Die Immobilienkrise hat ihn offenbar fest im Griff. Geschätzt jedes dritte Haus steht zum Verkauf. Jetzt Anfang August ist hier sowieso nichts los. Ganz schnell bringt uns die CO 65 auf über 2.800 Meter. An einer Ausweichstelle halten wir an, haben einen Blick, der über 30 Meilen weit nach Norden bis jenseits von DeBeque reicht.
Die Landschaft unterscheidet sich grundlegend von den Red Rock - Gebieten. Wie für die westlicken Rockies rechts und links der I-70 üblich, sieht man zur Hauptsache wenig attraktives, mausgraues Sedimentgestein. Hier findet man keine Wüste, hier ist Hochgebirge. Dichter Nadelwald oder auch Aspen wechseln sich mit blumenreichen Wiesen ab.
Aus dem Flugzeug hatten wir die bizarre Landschaft des "Blowouts" gesehen, eines grossen Erosionskessels am Westhang von Grand Mesa. Irgendwo im Internet hatte es auch ein (schlechtes) Bild vom oberen Rand gegeben. Die Topomaps zeigen Wege und wir versuchen unser Glück.
Leider erfolglos! Letztendlich landen wir auf der Morris Ranch und ein freundlicher Mensch im Pickup mit Gewehr auf dem Beifahrersitz erklärt mir, es gäbe keine Chance, da wäre alles Privatland, viele der alten Trails nicht mehr vorhanden. Ok, dieser Plan ist somit gescheitert.
Was machen wir nun? Kartenstudium! Wir beschliessen, weiter nach Süden bis zu den höchsten Teilen der Mesa zu fahren. Dort oben im Grand Mesa National Forest liegen eine grosse Anzahl Seen - natürliche und vom Menschen geschaffene Reservoirs. Jede Menge Campgrounds und Wanderwege bieten Erholungsmöglichkeiten. Im Sommer ist es auf 3.200 bis 3.300 Meter doch erheblich kühler als unten in den trockenen Ebenen. Wir messen auf dem Aussenthermometer des Fahrzeugs auch kaum noch 20°C.
Die Strasse steigt auf 3.000 Meter, erreicht dort eine erste Seenplatte um südlich davon noch einmal auf ein höheres Niveau hinaufzuklettern. Über einen längeren Abschnitt fahren wir entlang einer Geländestufe, die recht vulkanisch erscheint. Das höher liegende Seengebiet gleicht einer schräggestellten Platte, steigt am Südrand auf knapp über 3.300 Meter an.
Es existiert noch eine dritte Guppe von Seen im Süden. Dort findet sich auch ein Visitor Center, neben der CO 65, nahe des Island Lakes. Dort möchte ich noch einmal Erkundigungen zum Blowout einholen.
Rustikaler Stil kennzeichnet das Center. Es könnte genausogut im Yellowstone oder Yosemite stehen. Ein Ranger und eine junge Frau geben gerade Auskünfte an andere Besucher. Wir schauen uns um, ob es interessante Bücher, Karten oder dergleichen gibt. Leider ohne Erfolg. Die junge Dame erweist sich auch nicht gerade als sachkundig. Als ich ihr auf einer ihrer Karten die Location zeige, kann sie nichts damit anfangen. Der Ranger ignoriert uns völlig - wir sind wohl das falsche Klientel, passen nicht in die Schublade der Backpacker in schweren Wanderschuhen und Anorak. Unverrichteter Dinge verlassen wir das Visitor Center.
Erneutes Kartenstudium. Am westlichen Rand der Grand Mesa liegt Lands End und von dort führt in Serpentinen eine Road zur über 1.500 Meter tiefer liegenden US 50 südlich von Grand Junction. Der Punkt könnte interessant sein! Wir machen uns auf den Weg zurück zu der am höchsten liegenden Seenplatte, denn hier zweigt die Road nach Westen ab.
Wälder, weite Wiesen. Eine Art Almweiden voller blühender Pflanzen! Die Gravelroad sieht neu aus.......und führt uns nach den Eintragungen in den Topomaps in die falsche Richtung! Haben wir einen Abzweig verpasst?
Kein Problem - am nächsten Trail halten wir uns rechts und nach weniger als zweieinhalb Meilen werden wir die "richtige" Road erreicht haben. Stimmt so auch und ist trotzdem nicht 100% korrekt. Warum, das werden wir noch erfahren.
Der Trail nach Westen, Road kann man es kaum nennen, ist vor allem eines - steinig! Schnell kommen wir nicht voran.
Die Karten zeigen einen Crater View. Der Punkt war offenbar früher wichtiger, ein Pfahl, das Schild ist längst verschwunden, kündet davon. Tatsächlich kann man vulkanisches Gestein entdecken, hat Fernsicht. Und Lady Zeit für Blumen.
Endlich, nach vielleicht 8 Meilen übler Holperei erreichen wir Lands End - und sehen erneut die gute Gravel Road! Diese hat man offenbar neu angelegt denn auch das Kartenmaterial aus 2008 verzeichnet sie noch nicht. Sie ist durchaus Pkw-tauglich.
Gebäude und die Verbindung hinunter ins Tal des Gunnison Rivers wurden während der Great Depression durch das staatliche Arbeitsbeschaffungsprogramm und das Civilian Conservation Corps erbaut. Die Strasse mit ihren vielen Serpentinen blieb zum Glück bis heute ungeteert. Für grössere Fahrzeuge wie Camper dürfte sie eher ungeeignet sein. Im August findet hier ein Radrennen statt. Bergauf natürlich!
Um ein echtes Observatorium handelt es sich bei dem um 1936 errichteten Gebäude nicht, sondern eher um eine Schutzhütte und einen Beobachtungspunkt für die Ranger. Immerhin steht das Gebäude in der Liste der "Historical Sites".
Bedauerlicherweise finden wir auch diesen Ausblick 1.500 Meter über dem Gunnison River dunstig verblaut. Eindrucksvoll bleibt er trotzdem. Ganz schnell bekommen wir Besuch......
Die kleinen Kerle sind unglaublich schnell! Gut, dass die Kamera einen flotten dynamischen Autofocus besitzt! Wieviele um uns herumflitzen können wir nicht abzählen.
Langsam wird es kühl hier oben. Wir verabschieden uns von den Squirrels und Lady geht den Abstieg an. Obwohl der Höhenunterschied beträchtlich ist und die Strasse anfangs sehr kurvenreich, entpuppt sich die Strecke als nicht schwierig.
Zurück nach Hause, nach Moab. Über die I-70 und dann wieder entlang des Colorado Rivers auf der UT 128. Zum Abschluss des langen Tages sind wir wieder im Gebiet der gewohnten/geliebten Red Rocks, werden von den Fisher Towers gegrüsst.