City of Towers
Manchmal ist es purer Zufall!
Da stösst man auf die Geschichten einer älteren Dame. Auf den ersten Blick dreht sich vieles um die Historie lokal ansässiger Familien. Hier draussen auf dem Land ist man sehr traditionsbewusst - Familie hat einen hohen Stellenwert.
Langweilig? Die Familiengeschichte kann man als Fremder nur bedingt nachvollziehen, aber wenn die Urenkel mit Opa, Tante und weiteren Verwandten auf Photos in einer fast unwirklich anmutenden Gegend beim Osterpicknik zu sehen sind, dann wird es interessanter. Mal sehen, ob man mehr herausbekommen kann?
Nach einigen zusätzlichen Recherchen - speziell auf Karten - glauben wir zu wissen, wo man suchen muss. Offen gesagt, in der fraglichen Gegend hätten wir nie etwas Sehenswertes erwartet!
Wir finden sie tatsächlich - diese City of Towers. Ein Wald hoch aufragender Steinsäulen, der an einigen Stellen an die Ruinen antiker Tempel erinnert. Ganz kommen wir mit dem Auto nicht heran, müssen über heissen Slickrock laufen. Die Anfahrt war doch zeitintensiv und nun haben wir späten Nachmittag. Das hat auch Vorteile. Zwischen den Türmen gibt es schon relativ viel Schatten.
Offenbar haben wir es ähnlich wie im Goblin Valley mit einer relativ weichen Gesteinsformation zu tun. Im Gegensatz zu den Goblins existiert hier allerdings eine harte, schützende Deckschicht, die den Wald aus Hoodoos überhaupt ermöglicht. Noch ein Unterschied: Die leicht erodierenden Teile sind nicht einfarbig dunkelrot bis braun, sondern inhomogen gefärbt, mit weisslichen, fleckigen Schichten durchsetzt.
Anfangs ist es nicht so einfach einen vernünftigen Weg zwischen die Felsen zu finden. Wege enden, weil die Erosion sich noch nicht im entsprechenden Stadium befindet. Stellenweise erkennt man gut, wie die Hoodoos entstehen. Zuerst bilden sich abgetrennte Wände, diese lösen sich im Laufe der Zeit zu Säulen auf. Zuletzt bleiben nur Haufen, die mit Resten der harten Gesteinsschicht bedeckt sind, übrig.
Eine Etage tiefer, also unter unseren Füssen, scheint sich die nächste harte Lage Sandstein zu befinden. Hier stoppt die Erosion - vorerst!
Was wir vorfinden dürfte eine Art geologische Momentaufnahme sein. Weite Flächen sind völlig von dem Gestein befreit, im Hintergrund scheint es nocht stark überdeckt, verschwindet im Untergrund. Dort schlummern die Hoodoos kommender Generationen.
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Bedingt durch die harte Deckschicht entwickeln sich alle Türme zunächst in nahezu identischer Höhe. Wie lange sie existieren können? Das hängt wohl davon ab, wie gross der intakte Deckstein ausfällt. Regen nagt von den Seiten an den Türmen. Fällt die schützende Platte herunter, zerstört die Erosion den Rest vermutlich schnell.
An einigen etwas düsteren Stellen kann es schon fast unheimlich sein. Was lauert hinter all den Türmen, was steckt in den Spalten? Beobachtet uns irgendetwas? Einbildung, Geräusche, der Wind!
Langsam begeben wir uns auf den Weg zurück zu unserem Auto. Mit Sicherheit werden wir noch einmal zurückkehren, um diesen bemerkenswerten Platz weiter zu erkunden. Wie gross ist die City eigentlich? Wahrscheinlich haben wir nur einen kleinen Teil gesehen.
Aber für heute soll es genug sein. Schliesslich wollen wir der alten Dame und ihrer Familie nicht in die Quere kommen. Sie haben mit Sicherheit die älteren Rechte.