Thompson Springs
Nachdem wir die Thompson East Bench besucht hatten und durch Sagers Canyon wieder hinunter in Richtung Interstate 70 gefahren waren nutzen wir die Old US 6 in Richtung Thompson Springs. Kurz vor 8 p.m. treffen wir dort ein, parken unseren Jeep und schauen uns ein wenig um.
Ganz tot ist der Ort nicht, aber allzu viele Menschen leben hier auch nicht mehr. 2010 waren es nach dem US Census noch 39. Seit die I 70 neben der Town vorbeiläuft ist des Geschäft mit den Reisenden im Grossen und Ganzen vorbei. Lediglich neben der Exit 187 liegt eine realtiv grosse Shell-Tankstelle, deren sehr hohes Sign man auf der Interstate schon rechtzeitig vor der Ausfahrt sieht. Früher hatte der Ort einmal 3 Gas Station.
Der Ort ist nach dem Thompson Canyon benannt, der seinen Namen wiederum von E.W. Thompson, dem ersten Siedler in der Gegend, hat.
Als eine Art Gründungsurkunde könnte man den Plan bezeichnen, den die Ballard - Brüder zusammen mit einem anderen Ehepaar am 17.5.1912 bei der Grand County einreichten. Danach wurde die Town 6 Blocks gross mit insgesamt 192 Parzellen geplant. Alle Strassen trugen Namen lokaler Viehzüchter.
Aber eigentlich war schon früher was los!
Die Eisenbahn wurde 1883 fertiggestellt, hier entstand eine Station, an der man die Lokomotiven mit Wasser versorgen konnte. Das war nötig, weil die von Grand Junction kommende Strecke zwischen beiden Orten ca. 170 Meter an Höhe gewann. 1884 kam infolge der Railroad die Telegraphenstation, verband als einzige Grand County mit dem Rest der Welt. Telephon kam erst 14 Jahre später.
Thompson Springs war wichtig für Moab als Bahnstation. Passagiere und Fracht wurden mit Kutschen und Waggons transportiert, die Fahrt dauerte einen ganzen Tag, bei schlechtem Wetter auch länger. Frachten brauchten in der Regel die doppelte Zeit. Der bekannte Fernzug California Zephir hielt hier.
Wie mir vor ein paar Jahren ein pensionierter Lokfüher im Western Mining and Railroad Museum in Helper erklärte, war Thompson Springs eine der letzten sog. Flag Stations in den USA, wo der Reisende durch Schwenken einer an der Train Station deponierten Flagge dem Lokführer signalisierte, dass da jemand zusteigen möchte.
Heute soll es in den USA nur noch eine Flag Station auf der Strecke zwischen Talkeetna and Denali in Alaska geben.
Abends um 8 p.m. parjken wir gegenüber dem aufgegebenen Thompson Motel, dessen Räume offen stehen. Teilweise findet sich noch Einrichtung, aber nach ca. 50 Jehren in entsprechendem Zustand.
Einige Schritte weiter beginnt die UT 94, eine mit weniger als 1 Meile Länge - sie führt nur bis zum Interstate Exit - sehr kurze State Road. Wer allerdings annimmt, sie sei die kürzeste, der irrt. Es existieren 19 noch kürzere State Roads. Jene mit der gerinsten Länge - UT 304 - misst gerade mal 138 Meter (0,086 Miles) UT 94 wurde 1969 eröffnet, um den Ort an die Fernstrasse anzubinden. Verkehrsarm ist sie dazu, UDOT zählte in 2012 740 Fahrzeuge - im Jahr!
Auf der anderen Strassenseite findet man ein Cafe mit Geschichte.
Sieht man von der beschädigten Decke ab, könnten hier noch vor kurzem Gäste gesessen haben. Haben aber schon lange nicht, der Grund für den Zustand liegt darin, dass hier eine Szene des Road Movies "Thelma and Louise" gedreht wurde.
Die über die Schienen verlaufende Road führt weiter in den Thompson Canyon und zur Ghost Town Sego im gleichnamigen Canyon.
Ganz interessant, sich das Schild näher zu betrachten. Urspünglich stand da "Customer Parking Only", das wurde später in "Railroad Patron Parking Only" geändert. Zweitverwertung?
Die Tür ist nicht verschlossen, also kann ich mich im Inneren umsehen. Auch hier kann man den Eindruck bekommen, hier wäre noch vor Kurzem Betrieb gewesen.
Im Umfeld von Train Station, Cafe und Motel findet man eine Anzahl langsam verfallender Bauten.
Langsam machen wir uns auf den Heimweg. Wir könnten die ungeteerte Valley City Road nehmen - kürzer als Interstate und US 191, aber auch staubig. Langsamer allemal.
Wir entscheiden uns heute für die bequeme, geteerte Variante.