Touch of Grey
An sich sieht unsere Planung für den Tag vor, das wir uns südöstlich von Hanksville umschauen. Der Juli 2011 meint es wettermässig nicht so sehr gut mit uns und heute bekommen wir den Regen ab, den wir am Tag zuvor zumeist nur aus hinreichender Entfernung sahen.
In Richtung Süden sieht es nicht nach besserem Wetter aus. Nahe der Road zum Goblin Valley beschliessen wir, die Tour abzubrechen. Immer stärkerer Regen - das wird heute nichts!
Es geht zurück auf die I 70 an Green River in Richtung Crescent Junction. Das schlechte Wetter zieht offenbar nach Südosten, scheint hier nicht anzukommen. Warum nicht mal in die Book Cliffs fahren, die sich nördlich der Interstate entlangziehen. Heute bei diesem stark bewölkten Himmel sehen sie besonders dunkel und abweisend aus.
Eine günstige Zufahrt gäbe es von der Ranch Exit zwischen Green River und Crescent Junction. Durch unser langes Zögern sind wir aber daran vorbei gefahren, drehen an der Ausfahrt zur US 191. Sechseinhalb Meilen zurück nach Westen.
Ein kurzes Stück geht es über die alte US 6. Die historische Road "sinks into oblivion", sie wird nicht mehr unterhalten. Auch sonst ist manches anders als einst, die Abzweigung auf die Dirtroad in Richtung der Cliffs befindet sich nicht mehr an der in der Topomap vermerkten Stelle. Die Karten verzeichnen das Dreieck bei 12S 0592133 4308498, aktuell liegt es knapp 0,2 Meilen weiter westlich bei 12S 0591855 4308525. Man hat einen neuen Weg gebaut.
Ursprünglich hatten wir gehört, die Ausfahrt sei entweder nach dem Wash oder nach einem Ausweichgleis der Eisenbahn benannt. Beides ist offensichtlich falsch. Floy war ab den 1880er Jahre ein Bahnhof, an dem auch eine kleine Ansiedlung entstand. 1952 haben dort noch einige Leute gelebt, heute findet man so gut wie nichts mehr.
Etwas südlich jenseits der Interstate gab es noch eine kleine Bergbausiedlung namens Shinville. Mangan wurde hier abgebaut. Die genaue Lage ist heute nicht mehr zu ermitteln. [*]
Wir überqueren die Eisenbahnstrecke von Denver nach Salt Lake City. Obwohl eine grosse Fernverkehrsroute ist sie nur eingleisig. Dahinter bauen sich die ersten Cliffs auf. Normalerweise sind sie grau mit hellbraunen Kappen, bei dem zur Zeit herrschenden feuchten Wetter erscheinen die weichen, erdigen Flanken stellenweise fast schwarz.
Die Dirtroad befindet sich in sehr gutem Zustand, zieht sich entlang des Floy Washs nach Nordosten. Nach den Landkarten liegt weiter oben im Tal eine Ranch.
Die Ranches am Floy Wash nutzten den Trail als Abkürzung nach Green River, wo das Vieh auf die Eisenbahn verladen wurde.
Die Road am Floy Wash gabelt sich (12S 0594700 4312920). Wir entscheiden uns für den rechten Ast, der weiter dem Wash folgt. Hier soll es am tiefsten in die Book Cliffs hineingehen.
An der Trough Spring Ridge, nur zweieinhalb Meilen nördlich der Interstate, hat es offenbar nicht geregnet. Von Nordwesten kommt, wie wir an der Lücke des Green River Gaps sehen konnten, offenbar wieder gutes Wetter. Scheint so, als seien wir hier dem Regen entflohen.
Die Ridges und Mesas der Book Cliffs bestehen aus recht jungen Sedimenten der Kreidezeit, hauptsächlich Ablagerungen aus einem flachen Meeresbecken. Daher findet man keine rotfärbenden Eisenoxide, die grauen Lagen bestehen aus Tonschiefer, die hellbraunen aus jungen Sandsteinen. Ein völlig anderes Landschaftsbild als in der nur rund 20 Meilen südlich beginnenden Red Rock Country. Die Shales (Tonschiefer) verwittern nicht zu schroffen Felsen, sie bilden die Hänge, die zumeist das Bild bestimmen.
Weiter im Norden wird das Tal des Floy Washs deutlich enger. In den weichen Gesteinen bilden sich allerdings nicht die typischen steilwandigen Canyons aus. Nach einem engeren Abschnitt erreichen wir eine Art Talkessel, darin in einiger Entfernung ein Gebäude. Möglicherweise die Ranch, denn hier beginnt auch "Private Property", die wir nicht missachten wollen. Eine Spur führt nach links den Hang hinauf, ihr folgen wir.
Sozusagen "eine Etage höher", rund 30-40 Meter, führt der Weg weiter nach Westen. Sehr spannend finden wir den Abschnitt nicht - wir kehren um.
Die Road führt uns bis zu dem Punkt zurück an dem sie sich gabelt (12S 0594700 4312920) und wir von Süden her kommend den rechten Abschnitt wählten. Jetzt muss die zweite Route dran glauben. Sie zieht direkt nach Norden, folgt einem kleineren Wash und führt direkt hinein in "The Basin".
Erfreulich - das Wetter wird besser. Langsam kommen etliche blaue Stellen und Sonne zum Vorschein. Es ist inzwischen um die 6 p.m. geworden.
Das Vorkommen von Kohle ist keine Seltenheit in den Book Cliffs. Elf Meilen Luftlinie im Osten liegt die Ghost Town Sego, ein bedeutender Kohleproduzent in der ersten Hälfte des 20. Jh.. Die Eisenbahn nutzte die Vorkommen, um Lokomotiven im nahe gelegenen Thompson Springs zu bekohlen. Der Brennstoff wurde nach Salt Lake City verfrachtet, war bekannt für gute Qualität. (Ballards Coal) Sego startete übrigens auch unter dem Namen Ballard, wurde später in Neslen umbenannt um dann als Sego unterzugehen.
Lady hat erneut Flora entdeckt, die sie aufnehmen möchte. Dieses Mal Disteln:
Langsam wird klar, dass uns dieser Weg dorthin führt, wo wir vor einiger Zeit umgedreht haben. Wir gelangen wieder in das Tal mit dem Ranchgebäude, haben damit Trough Spring Ridge einmal voll umrundet. Müssen wir jetzt wieder auf demselben Weg zur Interstate zurück, auf dem wir gekommen sind? Nein, da führt noch eine Spur nördlich der Christmas Ridge direkt nach Crescent Junction und damit zur US 191 in Richtung Moab.
Wir müssen einen Pass überwinden - Thompson Pass! Der Höhenunterschied beträgt im Westen stolze 75, im Osten etwas über 80 Meter! Von der Anhöhe geht der Blick bis zu den LaSal Mountains, an denen immer noch das schlechte Wetter hängt.
Knappe 4 Meilen sind es bis zur seit einiger Zeit wieder belebten Crescent Junction. Die neuen Aktivitäten basieren auf der riesigen Deponie radioaktiven Materials, die hier entsteht und in welcher der Inhalt der alten Deponie in Moab sicherer gelagert werden soll.
[*] Quelle: Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012