Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Camp Vinero

Der Südosten Utahs erlebte Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts einen beispiellosen Bergbau-Boom. Uran! Nachdem Charlie Steen seine sagenhafte Mi Vida - Mine gefunden hatte wurde das Land von Prospektoren regelrecht überschwemmt. Moab vervielfachte seine Einwohnerzahl innerhalb kürzester Zeit. Dies führte zu unerträglichen sozialen Problemen. Aus Mangel an Unterkünften hausten viele Familien in Autos oder campierten in kleinen Zelten wo immer sich Platz fand.

Der Schulunterricht musste in 3 Schichten abgehalten werden. Es mangelte an allem - Tische und Stühle, Bücher und Lehrer. Die Town versuchte zu reagieren, stellte auf einen Schlag 8 neue Lehrer ein, die wiederum das Problem hatten, keine Bleibe zu finden. Chaotische Tage!

Das Mining spielte sich aber nicht in den Orten ab, sondern überall draussen im wilden Land. Oft ein hartes Leben! Es entstanden Ansiedlungen an allen möglichen Orten. Polar Mesa, White Canyon, Temple Mountain um nur ein paar zu nennen. Viele Miner hausten in unmittelbarer Nähe ihrer Claims, Stunden weg vom nächsten Ort.

So ein Mining Camp wollen wir heute besuchen. Was werden wir vorfinden?

Die Location ist relativ leicht zu erreichen, trotzdem kennt sie kaum einer. Bei den üblichen Ghost Town - Webpages Fehlanzeige, auch das Standardwerk "The historical guide to Utah Ghost Towns" von Stephen L. Carr erwähnt Camp Vinero nicht. Im Internet findet sich bei Topozone ein irreführender Hinweis: "Camp Vinero is a Summit in the state of Utah (county of Emery)". Mountainzone gibt ähnlich falsche Hinweise. Richtig ist, es liegt in der Emery County nur 4,5 Meilen neben der I 70. Bei idealen Bedingungen kann man mit jedem Fahrzeug dorthin gelangen - besser ist die Beutzung eines geländegängigen Vehikels!

Vinero Road an der I 70
Road zum Camp Vinero. Das Schild mit der Aufschrift "Road may be impassable due to storms"; hat seine Berechtigung!

Wir fahren auf der I 70 an Green River vorbei bis zur Ausfahrt, an der man auf die UT 24 in Richtung Hanksville gelangt, biegen allerdings nicht nach Süden ab, sondern nach Norden auf eine vorerst sehr gute Dirt Road. Hinter der ersten Kurve passieren wir ein Cattle Gate, finden das besagte Schild.

Die Hügel neben der Road bestehen aus Morrison Formation. Bei bewölktem Himmel und hochstehender Sonne erscheinen sie grau und unwirtlich. Was uns so abweisend erscheint war den Minern hochwillkommen. Morrison ist eine Hauptquelle für Uran!

Morrison Formation
Morrison Formation

Die Road wir schmäler, bleibt aber von guter Qualität. Bis zum ersten Graben!

Das letzte Gewitter Stunden zuvor hat einen Wash anschwellen lassen, der sich durch die Road frass. Ohne 4WD kommt man nicht mehr weiter. Was, wenn man mit Pkw unterwegs ist und sich so etwas ereignet? Man sässe chancenlos fest! Gut, es ist nicht weit bis zu Interstate, wo man auf Hilfe bauen kann, aber das Warnschild hat schon seine Berechtigung.

Buckmaster Draw Road
Der Graben ist selbst mit 4WD nicht ohne. Steine helfen, ihn aufzufüllen. Wenige Meter weiter das nächste Hindernis. Wann ein Grader kommt steht in den Sternen!

Nachdem wir die Road etwas repariert haben geht es weiter nach Norden. Erste Relikte der Bergbaugeschichte werden gute 2 Meilen nördlich der Interstate erkennbar, - rostige Überreste, Holz, viele kleine Spuren, von den Jahrzehnten fast ausgelöscht!

Camp Vinero: Mining Tunnel
Mineneingang. Draussen bleiben!
Camp Vinero
Wahrscheinlich ein Vorratskeller.

Übrig geblieben ist nicht so sehr viel. Das harsche Klima hat seinen Tribut verlangt! Grössere Gebäude findet man kaum noch. Aber immer wieder Wege und Stollen, Halden!

Bei 12S 0554677, 4314314 inmitten sich häufender Artefakte biegen wir von der grossen Dirt Road nach links ab, halten uns nach einer Viertelmeile nochmals links und kämpfen und einen stark verfallenen Weg hinauf in Richtung einer Kerbe in der westlichen Hügelkette. Überall Zeugnisse des Uranbooms. Auf der Anhöhe angekommen bietet sich ein schöner Blick auf das Reef der San Rafael Swell und die vorgelagerte Mulde - Tidwell Draw!

San Rafael Reef, Tidwell Draw
San Rafael Reef, Tidwell Draw.

Der Weg führt hinunter ins Tal, aber sein Zustand ist schlecht! Stark verstürzt würde es eine Menge Arbeit bedeuten, sich hinunterzukämpfen und wie es unten weiter geht ist ungewiss! Zumindestens heute entwickelt sich keine Lust bei uns, es zu versuchen.

Camp Vinero: Erodierte Road
Alter Mining Trail in den Tidwell Draw. Steinig und erodiert!
San Rafael Reef - Tidwell Draw
Was bleibt ist der Blick auf das Reef mit seinen vielen wegelosen Canyons.

Wir kehren um, fahren hinunter auf die Dirt Road, wenden uns nach Norden. Hier steht noch die Nässe des letzten Gewitters, macht die Fahrbahn seifig. Nach einer dreivierte Meile halten wir uns links, passieren weitere Zeugnisse der Bergbautätigkeit.

Wir wollen noch Smith´s Cabin besuchen, müssen dazu den Oberlauf des Saleratus Washs überqueren. Ob er noch Wasser führt?

Saleratus Wash
Saleratus Wash

Wasser fliesst kaum mehr, aber es ist noch feucht. Das geht, entscheide ich! Lady hat ein abweichendes Bauchgefühl, steigt aus, will sich aus sicherer Entfernung anschauen, was passiert! Etwas abwärts kann sie den Wash trocknen und schlammfreien Fusses überqueren.

Saleratus Wash
Lady findet eine sicheren Übergang.
Saleratus Wash
Vom gegenüber liegenden Ufer nimmt sie das Vorhaben auf.
Saleratus Wash
Los gehts!
Saleratus Wash
Das wars dann auch schon - tiefgründiges Geläuf! Man(n) sollte auf seine Frau hören!
Saleratus Wash
Bravo! Die Fuhre sitzt auf den Rahmen auf und damit fest. Schlamm wirkt wie Klebstoff!
Saleratus Wash
Wieder mal Schuhe und Socken aus, Jeans hochgekrempelt - Fango!
Saleratus Wash
Abflussrinne! Die Pampe ist voller Wasser! Je trockener sie wird, desto tragfähiger sollte sie sein!
Saleratus Wash
Der Wagenheber hat erneut einen grossen Auftritt! Was wäre ich ohne ihn? Aufgeschmissen!
Chevrolet Trailblazer
Wir sind draussen! Der Schlamm klebt wie Zement an den Reifen. Durch die abnehmbare Radkappe lies sich der Wagenheber gut in der Felge ansetzen, um die Räder anzuheben. Festes Material darunter!
Saleratus Wash
Mein Waterloo im Saleratus Wash!

Es ist am späten Nachmittag, die Sonne neigt sich zum Horizont. Smiths Cabin lassen wir heute weg, kehren um und fahren die schon bekannte Route zur I 70 zurück! Keine weiteren Abenteuer!

An der Morrison Formation tut nun die untergehende Sonne ihr farbenprächtiges Werk. Das warme Licht verändert zusammen mit den langen Schatten die öde Landschaft vollständig.

Morrison Formation am Buckmaster Draw
Morrison Formation

Schnell sind wir auf der Interstate, wollen flott zurück nach Moab. Daraus wird nichts! Sobald Lady auf mehr als 50 mph beschleunigt, ist das Fahrzeug kaum noch zu kontrollieren. Die Räder sind aufgrund des innen anhaftenden Schlamms völlig unwuchtig! Mit moderaten 50 mph erreichen wir unser Ziel, zwar etwas später als geplant, aber wohlbehalten.

Am nächsten Morgen nutze ich eine der Selbstwaschboxen mit Hochdruckwasserstrahl. Sicher mehr als einen Zentner Schlamm fällt vom Unterboden ab, aus jeder Felge mehrere Kilo. Danach fährt unser Auto wieder gewohnt komfortabel.

Nachspiel:

Zwei Tage später: Wir suchen unseren Spaten! Im Auto ist er nicht, im Haus auch nicht! Solle er etwa noch.........? Um Gewissheit zu bekommen, gehts noch einmal zum Saleratus Wash! Tatsächlich, da steht er neben der Road! Mitgenommen hat ihn keiner. Wie die Spuren belegen, war 2 Tage lang niemand vorbeigekommen. Und das nur knapp 3 Meilen von der US 6/40 entfernt.

Warten auf Hilfe im Notfall? Zumeist aussichtslos. Entweder Selbsthilfe oder rauslaufen. Alles andere ist vabanque!

Saleratus Wash
Der Spaten wartet noch auf uns! In den letzten 2 Tagen kam niemand vorbei!
Saleratus Wash
Sicher hätte die Spur auch eine gewisse Warnwirkung gehabt!
Buckmaster Draw, Morrison Formation
Erneut zurück zur I 70

 

Gegen Abend wird Morrison bunt!Buckmaster Draw, Morrison Formation