Camp Vinero
Der Südosten Utahs erlebte Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts einen beispiellosen Bergbau-Boom. Uran! Nachdem Charlie Steen seine sagenhafte Mi Vida - Mine gefunden hatte wurde das Land von Prospektoren regelrecht überschwemmt. Moab vervielfachte seine Einwohnerzahl innerhalb kürzester Zeit. Dies führte zu unerträglichen sozialen Problemen. Aus Mangel an Unterkünften hausten viele Familien in Autos oder campierten in kleinen Zelten wo immer sich Platz fand.
Der Schulunterricht musste in 3 Schichten abgehalten werden. Es mangelte an allem - Tische und Stühle, Bücher und Lehrer. Die Town versuchte zu reagieren, stellte auf einen Schlag 8 neue Lehrer ein, die wiederum das Problem hatten, keine Bleibe zu finden. Chaotische Tage!
Das Mining spielte sich aber nicht in den Orten ab, sondern überall draussen im wilden Land. Oft ein hartes Leben! Es entstanden Ansiedlungen an allen möglichen Orten. Polar Mesa, White Canyon, Temple Mountain um nur ein paar zu nennen. Viele Miner hausten in unmittelbarer Nähe ihrer Claims, Stunden weg vom nächsten Ort.
So ein Mining Camp wollen wir heute besuchen. Was werden wir vorfinden?
Die Location ist relativ leicht zu erreichen, trotzdem kennt sie kaum einer. Bei den üblichen Ghost Town - Webpages Fehlanzeige, auch das Standardwerk "The historical guide to Utah Ghost Towns" von Stephen L. Carr erwähnt Camp Vinero nicht. Im Internet findet sich bei Topozone ein irreführender Hinweis: "Camp Vinero is a Summit in the state of Utah (county of Emery)". Mountainzone gibt ähnlich falsche Hinweise. Richtig ist, es liegt in der Emery County nur 4,5 Meilen neben der I 70. Bei idealen Bedingungen kann man mit jedem Fahrzeug dorthin gelangen - besser ist die Beutzung eines geländegängigen Vehikels!
Wir fahren auf der I 70 an Green River vorbei bis zur Ausfahrt, an der man auf die UT 24 in Richtung Hanksville gelangt, biegen allerdings nicht nach Süden ab, sondern nach Norden auf eine vorerst sehr gute Dirt Road. Hinter der ersten Kurve passieren wir ein Cattle Gate, finden das besagte Schild.
Die Hügel neben der Road bestehen aus Morrison Formation. Bei bewölktem Himmel und hochstehender Sonne erscheinen sie grau und unwirtlich. Was uns so abweisend erscheint war den Minern hochwillkommen. Morrison ist eine Hauptquelle für Uran!
Die Road wir schmäler, bleibt aber von guter Qualität. Bis zum ersten Graben!
Das letzte Gewitter Stunden zuvor hat einen Wash anschwellen lassen, der sich durch die Road frass. Ohne 4WD kommt man nicht mehr weiter. Was, wenn man mit Pkw unterwegs ist und sich so etwas ereignet? Man sässe chancenlos fest! Gut, es ist nicht weit bis zu Interstate, wo man auf Hilfe bauen kann, aber das Warnschild hat schon seine Berechtigung.
Nachdem wir die Road etwas repariert haben geht es weiter nach Norden. Erste Relikte der Bergbaugeschichte werden gute 2 Meilen nördlich der Interstate erkennbar, - rostige Überreste, Holz, viele kleine Spuren, von den Jahrzehnten fast ausgelöscht!
Übrig geblieben ist nicht so sehr viel. Das harsche Klima hat seinen Tribut verlangt! Grössere Gebäude findet man kaum noch. Aber immer wieder Wege und Stollen, Halden!
Bei 12S 0554677, 4314314 inmitten sich häufender Artefakte biegen wir von der grossen Dirt Road nach links ab, halten uns nach einer Viertelmeile nochmals links und kämpfen und einen stark verfallenen Weg hinauf in Richtung einer Kerbe in der westlichen Hügelkette. Überall Zeugnisse des Uranbooms. Auf der Anhöhe angekommen bietet sich ein schöner Blick auf das Reef der San Rafael Swell und die vorgelagerte Mulde - Tidwell Draw!
Der Weg führt hinunter ins Tal, aber sein Zustand ist schlecht! Stark verstürzt würde es eine Menge Arbeit bedeuten, sich hinunterzukämpfen und wie es unten weiter geht ist ungewiss! Zumindestens heute entwickelt sich keine Lust bei uns, es zu versuchen.
Wir kehren um, fahren hinunter auf die Dirt Road, wenden uns nach Norden. Hier steht noch die Nässe des letzten Gewitters, macht die Fahrbahn seifig. Nach einer dreivierte Meile halten wir uns links, passieren weitere Zeugnisse der Bergbautätigkeit.
Wir wollen noch Smith´s Cabin besuchen, müssen dazu den Oberlauf des Saleratus Washs überqueren. Ob er noch Wasser führt?
Wasser fliesst kaum mehr, aber es ist noch feucht. Das geht, entscheide ich! Lady hat ein abweichendes Bauchgefühl, steigt aus, will sich aus sicherer Entfernung anschauen, was passiert! Etwas abwärts kann sie den Wash trocknen und schlammfreien Fusses überqueren.
Es ist am späten Nachmittag, die Sonne neigt sich zum Horizont. Smiths Cabin lassen wir heute weg, kehren um und fahren die schon bekannte Route zur I 70 zurück! Keine weiteren Abenteuer!
An der Morrison Formation tut nun die untergehende Sonne ihr farbenprächtiges Werk. Das warme Licht verändert zusammen mit den langen Schatten die öde Landschaft vollständig.
Schnell sind wir auf der Interstate, wollen flott zurück nach Moab. Daraus wird nichts! Sobald Lady auf mehr als 50 mph beschleunigt, ist das Fahrzeug kaum noch zu kontrollieren. Die Räder sind aufgrund des innen anhaftenden Schlamms völlig unwuchtig! Mit moderaten 50 mph erreichen wir unser Ziel, zwar etwas später als geplant, aber wohlbehalten.
Am nächsten Morgen nutze ich eine der Selbstwaschboxen mit Hochdruckwasserstrahl. Sicher mehr als einen Zentner Schlamm fällt vom Unterboden ab, aus jeder Felge mehrere Kilo. Danach fährt unser Auto wieder gewohnt komfortabel.
Nachspiel:
Zwei Tage später: Wir suchen unseren Spaten! Im Auto ist er nicht, im Haus auch nicht! Solle er etwa noch.........? Um Gewissheit zu bekommen, gehts noch einmal zum Saleratus Wash! Tatsächlich, da steht er neben der Road! Mitgenommen hat ihn keiner. Wie die Spuren belegen, war 2 Tage lang niemand vorbeigekommen. Und das nur knapp 3 Meilen von der US 6/40 entfernt.
Warten auf Hilfe im Notfall? Zumeist aussichtslos. Entweder Selbsthilfe oder rauslaufen. Alles andere ist vabanque!