Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Buckacre Point - The Big Ridge

Jedesmal wenn wir durch den Poison Spring Canyon zum Dirty Devil River hinunterfuhren hat mich der Anblick fasziniert. Östlich des Flusses ragen gewaltige Blöcke auf, von schroffen Cliffs begrenzt. Wie eine uneinnehmbare Festung! Was für einen phantastischen Ausblick müsste man von dort oben haben! Da muss ich rauf - die Idee setzte sich fest!

Dirty Devil River Canyon
Die Ridges östlich des Dirty Devil Rivers - on Top 500 Meter über dem Fluss.

Karten studieren - die USGS Topomap 1:100.000 Hanksville, Utah gibt den besten Überblick. Ganz schnell wird klar, das Gebiet ist nicht ganz einfach zu erreichen. Buckacre Point wird diese Bastion über den Dirty Devil River genannt. Sie stellt das westliche Ende einer ausgedehnten Ridge - "The Big Ridge" dar, liegt mit ihrem Top gute 500 Meter über dem Niveau des Flusses. Und die Ridge selbst hat auch riesige Ausmasse sowie eine ungewöhnliche Form. Wie ein Fragezeichen gekrümmt erstreckt sie sich über fast 25 Meilen, ist dabei zumeist nur knapp mehr als eine Meile breit. An vielen Stellen wesentlich schmaler, beträgt die Breite oft nur wenige 100 Feet. Nicht nur das westliche Ende ist zum Canyon des Dirty Devil hin schroff und steil, auch die Nord- und Südflanken haben den gleichen Charakter. Eine abgeschottete Insel, die nur über einen wenige zehn Feet breiten Grat mit dem Umland verbunden ist.

Die Karte zeigt eine Road, die die Engstelle überwindet und auf die Hochfläche von The Big Ridge vordringt. Allerdings nicht ganz, die letzten ca. 8 Meilen Luftlinie sollen wegelos sein. Ein alter Landing Strip ist nicht weit vom Ende der Road verzeichnet. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie am oberen Ende des bekannten Flint Trails 18 Meilen südlich von Hans Flat, der Ranger Station für das Maze. Gesehen hatten wir den Beginn schon, waren auch mal ein kurzes Stück darauf gefahren. Eine extrem rauhe, steinige Road, obwohl sie kaum Höhenunterschiede überwindet. Lady mochte die Strecke nicht!

Wir fragten die Ranger an der Hans Flat - Station. Keine besonders aufschlussreichen Auskünfte. Man käme nicht weit, spätestens am Landing Strip wäreSchluss und überhaupt - es wäre sehr schwierig! Man hatte das Gefühl, die waren selbst noch nie dort gewesen. Gehört ja auch nicht zu ihrem Gebiet! Na gut! Im Moab braucht man sich gar nicht erst erkundigen - das kennt keiner! Das Internet - Fehlanzeige! Reiseführer desgleichen - genausowenig wie die lokale Literatur. Fast schon wie eine "off limits" - area! Von Moab aus gerechnet liegt Buckacre Point nur weniger als 60 Meilen Luftlinie entfernt, aber die Strecke, die man zurücklegen muss ist gewaltig. 50 Meilen bis Green River, dann 60-70 Meilen zur Ranger Station, weitere 18 Meilen bis zum Flint Trail und nochmals 20 Meilen auf Big Ridge - wenn das denn geht! Nur die ersten 50 Meilen sind geteert!

Dann haben wir eine Idee! Wir werden mit Tim Martin entlang des Colorado Rivers bis zur Paria Wilderness fliegen. Auf dem Rückweg wollen wir ihn bitten, über The Big Ridge zu steuern. Wenn es Wege gibt sollten diese zu sehen sein. Tim Martin hat damit kein Problem - er weiss sofort was wir meinen, kennt sogar den alten Landing Strip und erzählt uns die Story von dem dort abgestürzten Frachtflugzeug, dessen Trümmer heute noch da sein sollen. Rauschgiftschmuggler weiss die lokale Folklore zu berichten.

Von Südwesten kommen wir herein, überqueren den Dirty Devil River auf Höhe der Mündung des Hatch Canyons und halten genau auf Buckacre Point zu. Zu unserer Rechten der gigantische Hatch Canyon. Der Blick geht bis zur Landmark der Gunsight Butte. Auch die alte Road hinunter zum Dirty Devil River können wir lokalisieren. Dann endlich freier Blick auf die Hochfläche hinter dem Buckacre Point - oben auf The Big Ridge! Und da ist sie - die alte Road. Es gibt sie wirklich! Zwar geht sie nicht ganz bis zur westlichen Spitzen, aber schon bis auf kaum mehr als eine Meile heran ans Ziel. Da will ich hin, will den Sonnenaufgang erleben. Lady allerdings bleibt skeptisch.

North Hatch Canyon
Im Anflug auf Buckacre Point am linken Bildrand. Unter uns North Hatch Canyon.
North Hatch Canyon Road
Gleich erreichen wir die Spitze von The Big Ridge. Die alte Mining Road im North Hatch Canyon. Keine einfache Strecke - weitab möglicher Hilfe.
Road in Richtung Buckacre Point
Heureka! Auf The Big Ridge ist eine alte Road auszumachen!

Jetzt geht alles ganz schnell! Ausgerüstet sind wir, können rausfahren und wollen oben auf der Ridge übernachten! Sonnenaufgang - wir kommen! Zwei Tage nach dem Flug sind wir auf dem Weg. Die Anfahrt ist lang, wir rechnen mit mindestens 8 Stunden one way. Andererseits - wir haben Zeit bis zum Sunset! Über die US 191 und die I 70 geht es nach Green River. Wir verlassen die I 70, erreichen über Main und Long Street die Green River Road, die uns auf rund 60 Meilen Gravel und Dirt nach Hans Flat bringen sollen. 60 Meilen durch die San Rafael Desert. Natürlich kann man auch die Zufahrt von der UT 24 am Goblin Valley wählen, aber auf unserer Route sind wir schneller und haben mehr Einsamkeit! (Die Route ist Zufahrt zu viel Sehenswertem: Entrada Gap, Five Opening Arch, The Spur, Horseshoe Canyon uvm.) Zumeist in gutem Zustand, kommt man flott voran, sollte aber auf Sandverwehungen eingestellt sein. Südlich des Little Saucer Basins - ist das nicht ein hübscher Namen? - treffen beide Routen aufeinander. Von hier sind es noch knappe 15 Meilen zur Ranger Station.

Green River Road, San Rafael Desert
Einsame Green River Road durch die San Rafael Desert. Die hellen Stellen sind Salz oder Gips.
Hans Flat Road
Die letzten Meilen vor Hans Flat sind wesentlich sandiger. Hier braucht es gelegentlich High Clearance.

Bis Hans Flat kann man mit Umsicht und genügend Zeit zumeist auch mit dem vorsichtig bewegten Pkw gelangen, muss sich allerdings vor tiefem Sand hüten. Nach Sandstürmen oder Regenfällen braucht es mindestens HC. Hinter der Ranger Station in Richtung Flint Trail gibt es Abschnitte, die mit einem Strassenfahrzeug nicht mehr zu befahren sind. Zu steinig wird die Route, teilweise fährt man nur auf Fels. Am Flint Trail Overlook halten wir an, auch wenn wir heute nicht über den Trail hinunter wollen. Der Punkt ist für uns wie ein guter alter Bekannter, bietet eine Fernsicht bis zu dem LaSal Mountains. Normalerweise stoppt man hier, um den Trail und seine tiefer liegende Zufahrt zu beobachten. Begegnungsverkehr geht auf den Gefälle, das rund 300 Meter in die Tiefe führt, nunmal nicht. Zwei Fahrzeuge kommen unter keinen Umständen aneinander vorbei und der bergauf Fahrende hat den Vorrang! Wehe, wenn sich zwei begegnen! Der unachtsam bergab Fahrende muss gegebenenfalls die ganze Steigung im Rückwärtsgang hinauf.

Road von Hans Flat zum Flint Trail
Südlich von Hans Flat wird die Road in Richtung Flint Trail rauh.
Flint Trail Overlook
Flint Trail Overlook

Wer vom Overlook aus genau hinschaut, kann noch ein Stück des alten, wesentlich steileren Streckenverlaufs erkennen.

Der Abstieg flösst Respekt ein, wird gelegentlich schwieriger als Elephant Hill eingestuft. Einmal im Gefälle ist eine Umkehr praktisch unmöglich. In den letzten Jahren hat der National Park Service mal einen Grader durchgeschickt. Seitdem ist es einfacher, beginnt aber schon wieder zu erodieren. Nicht nur wegen der Road lohnt sich der Ausblick. Das Maze mit den Chocolade Drops wird sichtbar. Island in the Sky liegt in der Ferne und ganz am Horizont ragen die LaSal Mountains auf.

Flint Trail
Die Road hinunter ins Maze und zum Maze Overlook. Ausschau halten nach Gegenverkehr ist Pflicht!

Den Flint Trail kennen wir schon gut, lassen ihn heute buchstäblich links liegen, fahren weiter nach Süden. Rechterhand liegt der riesige Happy Canyon, der heute nicht mehr mit Fahrzeugen erreichbar sein soll. Die Verbindung von hier oben hinunter ist jedenfalls blockiert. Südlich des Flint Trails wird die Road rauher, immer mehr häufiger findet man Steinstufen und tiefe Rinnen, die das Vorankommen erheblich verlangsamen. Das nächste Highlight liegt nur rund zwei Meilen weiter - The Neck!

Über diese Engstelle muss man, will man The Big Ridge erreichen. Ganz oben ist der Höhenzug nur noch wenige 10 Meter breit, bietet an der Engstelle Gelegenheit, nach beiden Seiten gleichzeitig in die Tiefen zu schauen. Nach Osten auf Waterhole Flat und Cataract Canyon - Teapot Rock liegt etwas links! - nach Westen in den South Fork of Happy Canyon. Höhenunterschiede von jeweils 250-300 Metern. Es ist die Road der Ausblicke!

Waterhole Flat
Waterhole Flat mit Hite Road und dem Cataract Canyon. Am Horizont die Elk Ridge.
Waterhole Flat und Cataract Canyon
Das Panorama mit Blick bis hin zu den Cliffs beim Natural Bridges N. M. Irgendwo hinter Cataract Canyon befindet sich der magische Dark Canyon - eine Wilderness Area.
Happy Canyon
Man braucht sich nur umzudrehen und blickt in den riesigen Happy Canyon.
Happy Cancon
Das ist nur einer von drei Armen des Canyonsystems.

Weiter geht es,Big Ridge dreht nach Westen, zeitweise sogar nach Nordwesten. Noch ein Neck, diesmal nicht ganz so spektakulär, aber mit Aussichten in North Hatch Canyon links und South Fork of Happy Canyon rechts. Die Road ist miserabel, hier hat schon Jahrzehnte keiner mehr nachgebessert. Wir sind froh, ein leistungfähiges SUV zu haben. Dann eine Spur nach links. nach wenigen hundert Metern stehen wir am Rand eines Seitencanyons des North Hatch. Den kennen wir! Deutlich erkennt man die Schutthalden früherer Berwerkstätigkeit. Hier waren wir schon von unten reingefahren, hatten die Artefakte des Minings besucht und nun stehen wir oben auf den Cliffs. Tatsächlich, eine total erodierte Road führt in die Tiefe, stellt die gerüchteweise existierende Verbindung her - aber nur theoretisch! Der heutige Zustand ist bestenfalls noch für Hiker oder Reiter geeignet.

North Hatch Canyon
Namenloser Canyon, Uran - Minen und Abraumhalden. Dahinter"The Block", - der North- und South Hatch Canyon trennt. Die Mesa ist durch Erosion separiert und schwer zugänglich. Henry Mountains am Horizont.
Alte Mining Road
Die zu den Minen im Canyon führende Road - heute für Fahrzeuge unpassierbar!

Der Platz eignet sich gut für ein Lunch, auch wenn es schon mitten am Nachmittag ist. Gestärkt gehts zurück zur Main Road und weiter nach Westen. Nach eineinhalb Meilen wird die Hochfläche breiter. Wir haben den auf den Karten verzeichneten Landing Strip erreicht, den auch Tim Martin erwähnte. Völlig überwachsen ist er aber dennoch erkennbar. Die Road folgt ihm ein Stück, wird dadurch nicht besser, sondern eher schwerer zu fahren. Das Airfield diente zur Versorgung der Minen unten im Canyon, daher auch die Verbindungsroad. Die Landebahn war mit einer halben Meile Länge ungewöhnlich gross für diese Art von Air Strips. Im Hatch Canyon hatte man wegen des ungünstigen Geländes nur eine Miniturausgabe mit einer 1/4 Meile langen Bahn bauen können.

Air Strip auf The Big Ridge
Der Air Strip ist noch deutlich zu erkennen.

Unmittelbar hinter dem Air Strip gabelt sich die Road. Wir entscheiden uns für die linke Strecke. Schon nach kurzer Zeit gelangen wir auf eine in die Cliffs gesprengte Shelf Road. Sie ist schmal, aber noch recht harmlos. Wir fahren hoch in den Cliffs über dem North Hatch Canyon nach Westen, sind frohen Mutes, Buckacre Point zu erreichen. Doch die Road wird schlechter, dafür die Ausblicke immer besser! Da es später am Nachmittag ist, schauen wir jetzt auch nicht mehr direkt gegen die Sonne. Das Licht modelliert nun die Landschaft wesentlich besser.

Big Ridge Shelf Road
Am Beginn der Shelf Road.
Hatch Canyon, The Block
Hatch Canyon, The Block. Dahinter die hohe Mauer der Cliffs am Dirty Devil Rivers sowie die südlichen Ausläufer der Henry Mountains.
Two Pipe Spring Canyon
Two Pipe Spring Canyon.
North Hatch Canyon
North Hatch Canyon

Two Pipe Spring Canyon reicht tief in The Big Ridge hinein. An seiner Spitze gibt es tatsächlich Wasser und das sorgt für üppige Vegetation - so üppig, das wir zuerst fürchten, nicht weiter zu kommen. Aber es ist gar nicht so schwer. Dann geht es ein Stück weniger spektakulär voran, was durchaus vorteilhaft ist! Gäbe es Probleme - die nächste Hilfe wäre bei Hans Flat gute 25 Meilen entfernt.

Buckacre Point Trail
Auf dem Buckacre Point Trail.
Buckacre Point Trail
Nachmittagslicht

Die Road wird richtig eng. Kaum breiter als das Fahrzeug und hoch oben im Cliff. Höhenangst hat man besser nicht. Eine scharfe Biegung nach links und noch ein paar Meter, dann sehen wir grosse Sandsteinbrocken, die sich aus dem Hang gelöst haben und auf das schmale Band gestürzt. Daran kommen wir nicht vorbei. Zum Wenden ist die Kante, auf der wir fahren, nicht breit genug. Ich laufe zurück, suche nach einer Stelle, die das Umdrehen erlaubt. Nach vielleicht 400 Metern gibt es eine Chance, aber viel Platz ist auch da nicht! Wir müssen es einfach versuchen!

Solche engen Strecken rückwärts zu fahren ist mühselig und anstrengend! Hilfe bieten die Rückspiegel. Man muss sie so einstellen, dass darin die Hinterräder zu sehen sind. Dann fährt man ohne sich umzudrehen so, dass die Hinterräder den Spuren, die man beim Vorwärtsfahren erzeugt hat, möglichst genau folgen. Lady läuft mit, um in Notfällen einzugreifen. Auf sie ist in solchen Situationen stets bedingungslos Verlass! Nach 400 Metern versuche ich zu wenden - mit Erfolg!

Fazit: Hier sind wir gescheitert!

Buckacre Point Trail
Das Hindernis stoppt uns.
Buckacre Point Trail
Wenden ausgeschlossen!
Buckacre Point Trail
Auf der Suche nach einer geeigneten Stelle.
Buckacre Point Trail
Ergebnis: Erst weit ausserhalb des rechten Bildrands können wir das Fahrzeug drehen.

Wir nutzen die unfreiwillige Pause, um noch einige Bilder zu machen. Das Licht reizt einfach dazu. Etwas Kaltes zu trinken tut gut - der Ice Chest liefert das Gewünschte. Wie geht es weiter? Einfach aufgeben? Nein! Schliesslich gabs am Landing Strip noch die Abzweigung nach rechts. Vielleicht liegt dort die Lösung?

Two Pipe Spring Canyon
Two Pipe Spring Canyon
Buckacre Point Trail
Cliffs neben der Road.

Nach gut 400 Metern die Wende, wir fahren zurück. Irgendwie gehts in Gegenrichtung wie immer schneller. Am Airstrip nehmen wir die zweite Road. Die ist gar nicht mal so schlecht, man kommt ganz gut vorwärts. Nur ist danach zwei Meilen wiederum ein enges Eck, die Steigung dahinter stark erodiert und erstaunlicherweise zugewachsen! So gehts also auch nicht! Inzwischen ist es sechs Uhr abends, die Lust an weiteren Experimenten schwindet. Hier draussen übernachten? Wir könnten es, sind dafür ausgerüstet. Warum auch immer - ich will nur noch weg! Zurück in unsere Unterkunft! Solche Tage hat man gelegentlich. Auf dem Rückweg zum Airstrip finden wir einen dritten Weg. Es fehlt der Antrieb, diese Route auch noch zu versuchen, also Rückzug! Eigentlich unverständlich - vielleicht läge ja hier der Zugang zum gelobten Land! Wie auch immer - wir werden wiederkommen und es erneut versuchen.

Bei Sonnenuntergang erreichen wir das Neck. Blaues Licht des Abends breitet sich aus. Wir werden mal wieder im Dunkeln off pavement fahren müssen! Trotzdem machen wir hier noch eine Pause, sehen der Sonne beim Untergehen zu, geniessen die Stille und Einsamkeit. Die Fahrt zurück wird anstrengend genug! In der San Rafael Desert muss man des Nachts auf Antilopen gefasst sein!

The Neck: Sonnenuntergang
The Neck
Jeep Grand Cherokee 2006
Letzte Vorbereitungen für den langen Ritt durch die Nacht.

Als wir Hans Flat erreichen ist es längst dunkel. Nach Green River sind es noch 60 Meilen off pavement. Im Dunkeln zieht sich das, man kann nicht fahren wie im Hellen. Wir kennen die Tücken der Road aus Erfahrung. Zum Glück gibts immer noch eiskalte Getränke. Bis wir zuhause in Moab ankommen wird es halbzwei in der Nacht sein!

Wir sind gescheitert, aber wir kommen wieder!