Tenmile Canyon
Auf dem ungefähr 100 Meilen langen Weg des Green Rivers durch den Labyrinth Canyon von der Einmündung des San Rafael Rivers bis zum Zusammenfluss mit dem Colorado River existiert nur ein einziger Canyon, der es erlaubt, auf einem natürlichen Trail ohne in den Fels gesprengten Dugway bis zum Fluss zu gelangen. Tenmile Canyon!
Der Wash nimmt seinen Anfang entlang der Blue Hills Road, wendet sich wenig nördlich des Abzweigs der Dubinky Well Road nach Westen in Richtung der Rainbow Rocks. Die Levi Well Road - in einigen Quellen auch (fehlerhaft?) als Ten Mile Rd bezeichnet - folgt dem Verlauf mehr oder weniger. Auf ihr gelangt man leicht an die Stelle, an der der Tenmile Wash einen tiefer werdenden Canyon bildet. An der Mündung in den Green River hat sich der Wash dann knapp 150 Meter tief eingegraben.
Von der Stelle an der ein Trail in den Canyon hineinführt - Levy Well Road kreuzt den noch relativ flachen Wash an der Dripping Spring - bis zum Ufer des Rivers beträgt die Wegstrecke im stark mäandernden Wash ca. 16 Meilen.
In den vergangenen 15 Jahren waren wir 3 mal im Canyon unterwegs. Die volle Strecke bis zum River hinunter konnten wir nie mit unseren Fahrzeugen bewältigen. Beim letzten Besuch in 2009 bekam man den Eindruck, der Trail sei nur noch für ATV´s befahrbar. Gross und breit war er nie, aber er wächst immer mehr zu, wird technisch schwieriger. Ein Stück weit haben wir uns trotzdem getraut, sind dann über einen der beiden existierenden Ausstiegspunkte wieder herausgefahren, um nicht zu sagen geklettert.
Der Canyon eignet sich gut zum Wandern, bietet inklusive der meist kurzen Seitencanyons Grotten und Anasazy-Artefakte, Petrified Wood und Arches (z.B. Black Eye, Anklebone). Auch Mountainbiker könnten Gefallen finden, wenn sie Sand und Wasser nicht scheuen.
Zumindestens vor Jahren stand noch Vieh der Ruby Ranch im Canyon. Daher sollte man das vorhandene Wasser nicht unbedingt nutzen.
Die Blue Hills Road zweigt bei 12S 0609712 4289421 von der US 191 ab. Nach etwas mehr als 7 Meilen führt die Dubinky Well Road nach links und nur 1/4 Meile weiter nach Nordwesten erreicht man bei 12S 0599835 4293318 links die kleinere Levy Well Road. Zwischen den Hügeln der Blue Hills hindurch zieht sie erst nach Westen, wendet sich allmählich nach SW.
Nachdem die Mesa und Ridge passiert sind geht es noch etwas mehr als eine Meile weiter, bis wir die Dripping Spring und damit den Tenmile Wash erreichen (12S 0589922 4288862). An der Spring wurde ein Corral errichtet, um Vieh zusammenzutreiben. Grosse Cottonwood Trees zeugen vom Wasser in Untergrund.
Tenmile Canyon ist zumindestens abschnittsweise ein feuchter Canyon. Oft trifft man auch auf mehr oder minder stark fliessendes Wasser, an dessen Ufern die Reste vergangener Flash Floods zu erkennen sind. Deswegen haben wir 1998 den Canyon flott verlassen, weil sich ein Gewitter ankündigte. Bei zu hohem Wasserstand wird eine Tour ebenso schwierig wie bei zu wenig Wasser. Dann ist Sand ein Problem.
Dieses Mal - Sommer 2009 - ist es relativ trocken. Auf Wasser treffen wir nicht. Über uns ein strahlend blauer Himmel, an dem keine Wolken auszumachen sind.
Wenn man sich umsieht bemerkt man, das es zwei Arten von Sandstein gibt - den hellen grauweissen, der das ganze Gebiet südlich des Canyons kennzeichnet und den lachsfarbenen, der offenbar unter den hellen Schichten liegt.
Allzu viel findet man nicht über diesen Canyon. Er liegt abseits des Mainstreams der Besucher im südöstlichen Utah, wird in den gängigen Reiseführern und Tourenbeschreibungen ignoriert. In der lokalen Literatur wird man bei Jack Bickers fündig. Zwei seiner Booklets beschäftigen sich mit dem Canyon:
- Backcountry Moab: Where the Tours Don`t Go - ISBN 1-891858-16-5
- Tenmile! Nearby Canyon of Mystery
- ISBN 0-9621507-8-9
Am Rand befasst sich auch
- F.A. Barnes: Of Road Vehicle Trails - Island Area (ISBN 0-9614586-6-6)
mit den Trails entlang der Rims des Canyons. Dazu gibt es eine separat zu erwerbende Karte.
Alle diese Publikationen sind 1-2 Jahrzehnte alt. Offenbar versinkt der Canyon wieder im Vergessen, weil er nicht so ganz einfach zu erorbern ist.
Christian Dülk hat auf Deutsch zwei Beschreibungen der Trails entlang der Canyons Rims auf seiner Website publiziert:
- Ten Mile Rim
- The Very End
Wir kämpfen uns weiter in den Canyon hinein. Selbst mit dem Hummer H3 ist es inzwischen nicht einfach. Der Trail, den wir vor Jahren als noch geeignet für Fahrzeuge wie einen Chevrolet Blazer oder Ford Explorer vorfanden, verändert sich immer mehr zum reinen ATV-Trail. Er ist stellenweise einfach zu eng für ein SUV, das sich durchs Gehölz quälen muss. Wer Angst um den Lack seines Fahrzeugs hat ist fehl am Platz.
Stellenweise hat sich der Trail trogartig eingeschnitten, ist für ein normales SUV kaum noch breit genug:
Der Trail wechselt häufig zwischen den beiden Ufern des diesmal trockenen, sandigen Washs. An manchen Stellen erreichen die erdigen Uferböschungen 3-4 Meter Höhe. Führt der Creek Wasser, kann es Quicksand geben, in dem man einsinkt.
Je weiter wir kommen, desto enger wird der Trail. Unser Auto schabt dauernd an Pflanzen und wir merken schnell, das unser Wunsch, dieses Mal mit dem besseren SUV auf diesem 4WD-Trail weiter, eventuell bis zum Green River zu gelangen, nicht in Erfüllung gehen wird. Hier ist inzwischen eindeutig ATV-Territorium. Wir wollen umkehren und unser Glück auf einem anderen Trail versuchen.
Wir wissen, das es zwei mehr oder weniger schwierige Wege aus dem Canyon heraus auf die nordöstlich liegende Hochfläche gibt. Eine halbe Meile zurück hatten wir eine steile, sandige Rampe gesehen. Bei diesem ersten Trail muss es sich um den Texas Bob Dugway handeln. Der zweite - Midway Access - läge noch eineinhalb Meilen tiefer im Canyon.
Wir entschliessen uns einen Versuch mit dem Dugway zu wagen. Das erspart uns über zwei Meilen durch das Gestrüpp im Canyon bis hin zur Dripping Spring.
Am Fuss des Dugways halten wir an und ich laufe erst einmal zu Fuss den Hang hoch um zu sehen, was uns da erwartet. Vor Jahren hatten wir mal den Midway Access als Ausstieg benutzt. Eine ziemlich spurlose Felskletterei war das gewesen.
Das Hauptproblem ist der Sand in der Steigung. Schon nach 50 Metern wird es flacher, zieht sich im Bogen auf ein paar Felsen zu. Dort muss man dann noch über Slickrock klettern, was nicht sehr problematisch sein sollte. Hat man erst einmal die sandige Rampe bezwungen, ist man eigentlich schon durch.
Was machen wir dann? Uns fällt der View Point viel weiter unten am Nordostrand des Tenmile Canyons ein, den wir schon früher besucht hatten. Das wäre ein guter Punkt für ein Lunch und der 4WD-Trail dorthin würde noch einige schöne Blicke auf den Canyon erlauben.
Es stellt sich schnell heraus, das der Anstieg kein ernsthaftes Hindernis für unseren H3 ist. Ein Stück weiter oben halten wir an, schauen nochmal auf denTenmile Canyon zurück.
Nordöstlich des Tenmile Canyons verlaufen eine Anzahl Spuren. Die meisten davon sind 4WD-Trails, nur die etwas bessere Road in Richtung des sog. Tenmile Points ist etwas besser, wird gelegentlich gegradet. Wir entschliessen uns eine Spur die relativ nahe am Rand des Canyons entlangläuft, zu nehmen.
Der ausgesuchte Trail erweist sich auf längere Abschnitte als nicht sehr schwierig, aber zwischendurch existieren einige Hindernisse. Wer auf diese Spur gelangen möchte ohne in den Tenmile Canyon hineinzufahren, der fährt an der Dripping Spring weiter in nordöstliche Richtung. Nach knapp einer Meile zweigt die Spur bei 12S 0588935 4289794 nach links ab.
Vor ein paar Jahren waren wir auf diesem Trail schon einmal unterwegs gewesen. Damals mit einem Jeep Grand Cherokee, dem man ein elektronisches Stabilitätsprogramm und Traktionskontrolle mitgegeben hatte. Beide Systeme waren stets nach dem Start eingeschaltet. Das ESP - elektronisches Stabilitätsprogramm - konnte man per Tastendruck ausschalten, die TC (Traction Control) aber nicht.
Auf der sandigen Steigung versagte das Fahrzeug. Die Hinterachse schaukelte sich auf, fing an zu springen. Auf halber Höhe war dann Schluss. Zurückstossen, ein zweiter Anlauf. Das gleiche Desaster. Wir waren sicher, das wir mit jedem anderen SUV ohne solche elektronischen Heinzelmännchen im ersten Anlauf und ohne Probleme hochgekommen wären.
Nochmal zurück und das ESP abgeschaltet. Jetzt ging es besser, aber die Traktionskontrolle riss immer noch wie wild an der Hinterachse, brachte sie im Sand auf der Steigung zum Springen. Mit Ach und Krach bewältigte der Grand Cherokee diese Hürde.
Dieses Mal haben wir kein Problem. Der Hummer H3 bringt uns brav nach oben und wir können die Blicke über den tiefer gewordenen Tenmile Canyon geniessen.
Nach einiger Zeit trifft der Trail auf die grössere und bessere Road, die wir weiter in Richtung Südwesten befahren. Bei 12S 0581260 4283372 sieht man links von der Strasse in einigen hundert Metern Entfernung eine Felsgruppe aus dem sonst wenig abwechslungsreichen Grauweiss aufragen. Hier geht auch eine schwächere Spur auf die Felsen zu. Der Spur folgen wir, fahren am rechten Rand der Erhebung vorbei.
Noch in der Nähe dieser Felsen wird es schwieriger, die Spur zu finden. Man muss einem Trail folgen, der wieder ins freie Gelände nach Südwesten zieht, aber diese Spur ist nur schwach ausgeprägt. In den Felsen soll es auch einen Arch geben, den wir nicht gefunden haben.
Nun ist es nicht mehr weit. Der Canyon ist schon zu ahnen, man fährt genau auf die Lücke zwischen zwei Felsgruppen zu. Dort endet die Spur bei 12S 0582250 4282645.
Man kann in der Lücke einige Meter nach unten steigen, findet hinter den Felsen einen schattigen Platz zum Rasten. Vor allen Dingen aber hat man einen phantastischen Blick in den stark mäandernden und hier schon mehr als 100 Meter tiefen Tenmile Canyon.
Hier ein paar Bilder:
Unten am Canyonboden entdeckt man die Spur des Trails, dem wir weiter oben im Canyon für ein Stück gefolgt waren. An den Hängen kann man die Spuren des Viehs erkennen, das im Canyon steht und gelegentlich die Hänge hinaufsteigt.
Besonders im späten Frühjahr sind hier Schwalben zu beobachten, die akrobatisch durch die Luft schiessen und auch sehr nahe an den menschlichen Köpfen vorbeifliegen.
Hier endet unsere Tour im und entlang des Tenmile Canyons. Nach einer Rast fahren wir zurück auf die Tenmile Point Road. Auf dem Rückweg fällt die Navigation auf dem kleinen Trail wesentlich leichter. Wir können noch unsere Spuren von der Hinfahrt erkennen.
Lokale Literatur zum Thema:
- Tenmile! Nearby Canyon of Mystery; Jack Bickers, ISBN 0-9621507-8-9
- Backcountry Moab - Where the Tours Don`t Go; Jack Bickers, ISBN 1-891858-16-5