Upper Farnsworth Canyon
Unsere erste Tour in den Farnsworth Canyon hatten wir von Road aus gestartet, die von South Temple Wash nach Norden bis zum Ernie Canyon führt. Sie verläuft meistens in geringem Abstand zum Reef, eignet sich gut als Startpunkt für Touren in verschiedene Washes und ihre Durchbrüche durch den Rand der Swell.
Ursprünglich wollten wir im Wash die slotähnlichen Narrows durchwandern um bis in den oberen Canyon zu gelangen. Das Wetter war dann gegen uns, wir brachen die Tour ab.
Ziel im oberen Canyon sollten die drei nahe beieinander liegenden Spans Jughandle Arch, San Rafael Bridge und Hidden Bridge sein. Noch einmal wollten wir nicht durch den Slot, denn nach unserem Besuch gab es weitere ergiebige Niederschläge. Das würde sich bestimmt auf den Wasserstand in den Pools ausgewirkt haben.
North Temple Wash kannten wir von verschiedenen Touren recht gut, ebenso die kleine Ghost Town Magliaccios. Von dort, so zeigten es die Topomaps, ging eine ehemalige Mining Road nach Norden zu einem Prospect. Ein Abzweig führte in Richtung des oberen Farnsworth Canyons zu einem Drill Hole, könnte allerdings ein Stück davor zum Pack Trail werden. Nach der Karte "San Rafael Motorized Route Designations" sollte sich der Jeep Trail doch bis zum Wash erstrecken und erst ab dort als Single Track (für Motorräder) bis zur Road hinauf zur I 70 weiterführen.
Endlich hatten wir in diesem Juli 2011 mal richtig schönes Wetter! Das wollten wir nutzen, obwohl es schon spät am Tag war. Doch im Juli bleibt es lange hell.
Von Moab über die US 191, I 70 und UT 24 bis zur Strasse, die zum Goblin Valley führt. Bei 12S 0530223 4278044 abbiegen zum North Temple Mountain Wash. Knapp ausserhalb des Reefs führen zwei Spuren in dessen Wash, welche man nimmt ist gleichgültig. Bei ungefähr 12S 0530995 4279070 treffen sich beide im trockenen Bachbett.
Etwa 2 Meilen führt die Spur durch das Reef, erst sogar Pkw-tauglich bis zu einer Stufe, an der man in jedem Fall ein SUV benötigt. Später öffnet sich der Canyon weiter, man hat jetzt freien Blick auf die Ostflanke von Utahs berühmten Erzberg, von dem man angeblich schon Pechblende für Marie Curie geliefert hatte. Auch zu den Überresten der Mining Community gelangt man in Richtung der Bergflanke, kann sie kaum verfehlen.
(Die folgenden 3 Aufnahmen stammen von einem anderen Tag.)
Wir halten uns bei 12S 052991 4281678 rechts, fahren in Richtung Norden, gelangen nach nicht mal 0,2 Meilen in das Bett des North Temple Washs. Auch hier ist die Mining Road relativ einfach zu befahren.
Langsam, aber sicher darf man der Road mehr Aufmerksamkeit schenken. Hierher kommen offenbar nicht mehr sehr viele Fahrzeuge.
Die Road hat den Wash verlassen, klettert auf die Hügelkette im Nordosten, die die Trennung zum benachbarten Farnsworth Canyon bildet. An einer Stelle schein der Graben inmitten einer scharfen Kurve selbst für unseren Jeep Wrangler nur mit Mühe passierbar, da grosse Seitenneigung zu befürchten ist.
Beim Begutachten des Problems entdecken wir, dass auch andere die Stelle gemieden haben. Rund 25 Meter zurück finden wir eine bessere, optisch nur schwach ausgeprägte Spur, die uns sicher auf den gegenüber liegenden Hügel bringt.
Oben angekommen zieht der Trail hinunter in den Farnsworth Canyon. Auf eineinviertel Meile sind um die 100 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. Langsam wird die Spur ruppiger, aber nicht wie auf den alten Karten eingetragen zum Pack Trail. Für SUV-Anfänger ungeeignet und das Fahrzeug darf auch zur rustikaleren Kategorie gehören. Am Ufer eines trockenen Washs hat sich eine recht hohe, nahezu senkrechte Stufe gebildet, die allerdings für den Jeep kein unüberwindliches Hindernis darstellt. Aber wir werden noch einmal auf sie zurückkommen!
Die Spur endet an einem Trailhead bei ca. 12S 0531823 4282781 wenige Meter neben dem Wash im Farnsworth Canyon. Zu den Spans, die sehr nahe beieinander liegen, müsste es rund eine Meile Fussweg sein. Zwar ist es schon kurz vor 7 p.m., was den Vorteil längerer Schatten und etwas moderaterer Temperaturen mit sich bringt, trotzdem wollen wir versuchen, die Spans noch zu sehen. Knapp zwei Stunden bis zur Nacht sollten uns noch bleiben, also marschieren wir los.
Aufnahmen aus dem Canyon:
Wird das noch was? Die Skepsis ist gross, wir sind einfach zu spät dran und hier existiert noch nicht mal mehr ein Trail. Aber schön ist der Canyon trotzdem, dazu trägt besonders das abendliche Licht bei. Auch wenn wir keinen Bogen mehr zu Gesicht bekommen sollten hat sich die Tour gelohnt.
Ein paar Minuten später kehren wir endgültig um. In unseren Rucksäcken stecken zwar gute LED-Taschenlampen - dieses Jahr das erste Mal keine schwere und recht klobige Maglite mehr - trotzdem steht uns nicht der Sinn nach Querfeldein-Wandern im Dunklen. Hinzu kommt die nicht ganz einfache Road bis hinüber in den North Temple Wash. (Der Rest bis auf die Goblin Valley-Zufahrt braucht man nicht zu fürchten, auch nicht in der Nacht.)
Am Trailhead wartet unser Auto geduldig auf uns. Wir räumen die Rucksäcke aus, packen alles ins Fahrzeug. Los gehts auf die alte Mining Road hinüber nach North Temple Mountain.
Ja, das war doch noch was - die Kante am Wash! Sollte kein Problem sein, hoch sind wir problemlos gekommen. Also wirds runter auch gehen!
Ja mach nur einen Plan....... es klappt nicht, die Vorderräder drehen im lockeren Sand des Bachbetts durch, graben sich etwas ein, wodurch das Fahrzeug vorn noch tiefer absinkt, damit fester aufsitzt. Die Erde oberhalb der Stufe ist hart wie Beton, sonst hat man an solchen Stellen oft relativ weiche Kanten, die unter dem Fahrzeuggewicht nachgeben und so die Sache viel einfacher machen.
Aussteigen, Lage sondieren. Nein, wirklich vertrackt ist die Situation nicht, aber irgendwie muss ich unser Fahrzeug über diese Kante heben.
Ja, heben! Erde unterm Auto weggraben verspräche in diesem Fall zwar auch Erfolg, man kommt aber schlecht ran, kann mit der Schaufel auch was am Unterboden beschädigen. Ausserdem ist der Boden hier derart hart, dass man den Spaten eigentlich gar nicht reinbekommt - wie Beton eben!
Vorn anheben und Steine unter die Reifen sähe naheliegend aus, ist aber eine kippelige Angelegenheit! Also hinten anheben. das geht in dem Fall sogar mit dem Bordwagenheber, der hydraulische, den wir zusätzlich mitführen, bleibt im Wagen. 10 cm reichen aus, um den Unterboden vor der Kante frei zu bekommen. Die angehobenen Räder werden mit Steinen auf Höhe gehalten.
(In Hintergrund erkennt man den Anstieg hinauf auf die Ridge, die Farnsworth- und North Temple Canyon trennt.)
Ja und warum war das Fahrzeug problemlos hoch- aber nicht einfach wieder runter über die Kante gekommen? Weil die Stelle, an der die Bodenfreiheit am geringsten ist, nicht mittig zwischen den Achsen liegt sondern etwas nach vorn verschoben.So in etwa knapp hinter den Aussenspiegeln.
Viel Zeit hat die Aktion nicht gekostet, aber 20 Minuten sind schnell vorbei. Mit Einräumen und nochmal was trinken wird es wahrscheinlich so um die 30 Minuten gedauert haben.
Auf dem Anstieg geht die Sonne endgültig unter und wie im Südwesten üblich wird es danach sehr flott dunkel. Schon im Dunklen bemerken wir dann plötzlich vor uns einen üblen Graben. Sind wir da tatsächlich durchgekommen? Mit Hilfe der Taschenlampe gehe ich nachsehen. Keine neuen Reifenspuren, wir müssen uns verfranzt haben! Das Loch kennen wir doch, das ist doch der Graben, der uns auch auf dem Hinweg nicht geheuer war, bei dem wir dann eine andere Spur zum Umgehen entdeckt hatten. Die müssen wir verpasst haben.
Mit der Lampe leuchte ich weiter oben den Rand der Mining Road ab, entdecke zum Glück die Spuren, die wir ein paar Stunden zuvor hinterlassen haben. Lady übernimmt das Steuer, meine Aufgabe ist es, sie sicher auf diese nur schwer zu sehende Spur und hinunter durch den Graben zu bringen. Wir sind ein gutes Team!
Teer an der Goblin Valley - Zufahrt erreichen wir gegen 20 Minuten vor 10 p.m. Eine sternenklare Nacht!
Trotz allem - mit dem Farnsworth Canyon haben wir noch eine Rechnung offen!