Wild Horse Creek
Der Canyon des Wild Horse Creeks in Richtung Muddy Creek hatte uns schon öfters gereizt. Ihn zu sehen war uns allerdings noch nie gelungen. Stets gab es Hindernisse.
Im Mai 2013 war es dann soweit. Das Wetter bot zwar wenig Sonne, trotzdem wollten wir es erneut versuchen. Mit einem Jeep Wrangler Unlimited sollten wir auch gut ausgerüstet sein.
Was wollen wir eigentlich am Muddy Creek? Wir versprechen uns eine Art Painted Desert, wie sie in jedem Fall westlich des Creeks vorhanden ist.
Moab - I-70 bis zur Ausfahrt auf die UT 24 in Richtung Hanksville. Abbiegen auf die Zufahrt zum Goblin Valley, obwohl wir dort eigentlich gar nicht hinwollen. [*]
Abzweigen auf die hässliche Road in Richtung des Little Wild Horse - Trailheads. Zum Glück können wir uns bald wieder davon verabschieden. Bei 12S 0522780 4269600 verlassen wir den Teer. Mehr oder weniger entlang der Cliffs der Big Wild Horse Mesa geht es in den Canyon hinein.
Anfangs macht die Spur wenig Schwierigkeiten, ausser dass man gelegentlich tiefe vom Wasser gerissene Rinnen umfahren muss. Die Spuren dafür haben aber schon andere vor uns angelegt.
Die gebänderten Gesteine der Summerville Formation, die im oberen Photo noch hoch auf den darunter liegenden Entrada- (rot) bzw. Curtis-Schichten (hellgrau/weiss) reiten, sind bald schon auf gleicher Höhe mit unserem Trail zu finden, weil sie nach Süden hin absinken.
Die Kerbe ist spitzer und tiefer als auf den ersten Blick zu sehen. Hier muss man aufpassen, dass das Fahrzeug nicht zugleich hinten und vorne aufsetzt und die Räder allesamt hilflos in der Luft baumeln. Richtige Fahrtechnik hilft, ein Spotter kann nicht schaden. (Einer der Fälle, in denen eine Fahrzeug mit langem Radstand günstiger sein kann!)
Jedenfalls erreichen wir bei diesem Trip den Boden des Washs, können darin relativ einfach vorwärts kommen. Hindernisse gibt es aber immer wieder.
Links sind die halb im Sand eingegrabenen Felsblöcke nicht ohne, rechts ist es eng.
Wir entscheiden uns für rechts. Funktioniert, ist aber sehr knapp. Viel mehr als vielleicht 3 cm bleiben nicht bis zum Fels. Da ist es gut, wenn man ein eingespieltes Team aus Fahrerin und Spotter ist. Im Nachhinein stellten wir fest - die andere Seite wäre wohl doch einfacher gewesen!
Unterhalb der Stelle erscheint die Situation unklar, also laufe ich zum Ansehen zwei-/dreihundert Meter voraus. Was ich vorfinde ist nicht dramatisch.
Plötzlich ist ferner Donner zu hören. Nicht das, was man haben will wenn man in einem relativ engen Canyon steht. Lady sieht die schwarzen Wolken am Himmel, macht eine Aufnahme.
Wir beratschlagen, was zu tun ist? Eigentlich gibt es keine Alternative - wir müssen raus aus dem Canyon. Man weiss nie sicher, ob sich nicht eine Flut entwickelt. Also wenden wir, fahren zurück. Für eine Gefahr müsste das Gewitter an uns vorbeiziehen und oberhalb unseres Standorts Wasser abladen. Das könnten wir vermeiden. Fragt sich, wie schnell es zieht?
Somit werden wir auch dieses Mal nicht bis zum Muddy Creek kommen. Sicherheit geht vor - wir kehren um.
Nach Norden sieht es am Himmel besser aus. Die Strecke kennen wir jetzt ja schon, wissen da sind keine schwierigen Hindernisse. Wichtig ist, dass das Gewitter nicht besonders schnell zieht, wir können uns also Zeit lassen und mehr Aufnahmen machen als auf dem Hinweg.
Die obere, recht dicke Schicht des Felsblocks könnte schon zu Bluff Sandstone gehören, welcher chronologisch auf Summerville folgt.
Nach unseren Topomaps soll es eine Spur geben, die aus dem Canyon heraus auf die Big Wild Horse Mesa zu einem Drill Hole und einem View Point über dem Muddy River führt. Da sich das Gewitter Zeit lässt, schauen wir einmal, ob der Ansatz des Weges zu finden ist? Benutzen wollen wir ihn bei der Wetterlage nicht.
Ein anderes, recht merkwürdiges Erosionsgebilde war mir schon auf dem Hinweg aufgefallen - Lady hatte es durch die Konzentration auf den Trail nicht bemerkt.
In 2012 besuchten wir Grossbritannien, unter anderem Middleham in North Yorkshire. Dort steht der Herrschaftssitz von König Richard III. Im Inneren der Mauern findet man eine Statue zum Gedenken an jenen unglücklichen König. Mit etwas Phantasie findet man sie hier im Wild Horse Canyon wieder:
Das findet man im Canyon:
Auch hier draussen hat der Tamarisk Beetle inzwischen ganze Arbeit geleistet. Die invasive Pflanze wird in den letzten Jahren durch den eingeführten Schädling zugunsten einheimischer Gewächse natürlich bekämpft und zurückgedrängt. Den Erfolg belegen abgestorbene, graubraune Pflanzengerippe.
Wir haben im Übrigen Glück - das Gewitter holt uns nicht ein.
Weiter in Richtung Big Wild Horse Butte:
Die Sedimente sind oft spinnennetzartig mit hellen Bändern durchzogen. Dabei handelt es sich um sog. Hydrothermale Gänge. Hier stiegen aus tieferen Schichten durch Risse gasförmige oder flüssige Lösungen auf. Die enthaltenen Mineralien werden abgelagert, verschliessen die Risse letztendlich wieder. Aufgeschlossen sind die Gänge oft an den Prallhängen der Washes, wo das Wasser die Sedimente erodiert.
Allmählich nähern wir uns wieder an die Big Wild Horse Butte an. Das Gewitter hat uns verschon, ist möglicherweise auch seitwärts abgedreht. Jedenfalls hat es erneut verhindert, dass wir bis runter zum Flüsschen gelangten.
Eventuell werden wir es nochmal versuchen - später!
* Es ist möglich, ohne Benutzung der Teerstrasse zum Eingang des State Parks zu gelangen. Dazu braucht es ein gutes SUV und ein wenig Erfahrung: Mollys Castle