Dolores River Canyon
Dolores River?
Da war doch schon was - hatten wir den nicht gerade erst? Stimmt! Gut aufgepasst! Wir standen auf dem Dolores River Overlook, konnten uns den unteren Flusslauf ansehen, haben das Paradox Valley besucht, dort erforscht, was es mit den Besonderheiten auf sich hat.
Dolores River ist der Fluss, der sich nicht entscheiden konnte, welcher Richtung er einschlagen sollte. Er entspringt in den San Juan Mountains nördlich des Bolam Passes, der von der US 550 an der Purgatory abzweigt und hinüber führt auf die CO 145, die er rund 6,5 Meilen nördlich von Rico erreicht. Die alten Bergbauorte Ophir und Telluride liegen nicht allzu weit in nördlicher Richtung.
Genau betrachtet liegt die Quelle im Tin Can Basin, von wo sich der Bach nach Norden wendet. Aber nicht für lange. Nach 5 Meilen erfolgt die erste Richtungsänderung und der kleine Fluss dreht nach Westen ab. Auch dieses ist nicht von Dauer. Es geht nach Südwesten, schliesslich ganz nach Süden. Er hat somit seine Laufrichtung zum ersten Mal um 180 Grad verändert.
Durch die tiefen Täler der San Juan Mountains fliesst er nach Süden, dann wieder nach Westen, erneut nach Süden! Schliesslich - bei Dolores, CO die entscheidende, letzte grosse Richtungsänderung! Der Fluss biegt erneut um 180 Grad ab, wendet sich nach Norden, hält diese Richtung nach all den Änderungen mehr oder weniger bei um schliesslich nordöstlich der LaSal Mountains in den Colorado River zu münden.
Zwischen Dolores und Paradox entzieht sich der Fluss weitgehend dem menschlichen Auge. Geteerte Strassen berühren ihn lediglich an einer Stelle; die UT 141 kreuzt seinen Lauf. Südlich dieser Strasse hat der Fluss einen 700 Meter tiefen Canyon geschaffen, der nur auf Gravel zu erreichen ist. Das wollen wir versuchen. Was uns erwartet, wissen wir nicht, haben auch bis dato keine Literatur darüber gefunden.
Von Monticello fahren wir auf der US 491 in Richtung Cortez. Über die Stateline hinweg nach Colorado hinein, an der Abzweigung der UT 141 vorbei erreichen wir nach ca. 25 Meilen den kleinen Ort Dove Creek. Etwa eine Meile östlich der Ortsmitte - soweit man davon reden kann! - liegt links der Strasse das kleine örtliche Flugfeld. Dort - bei ca. 12S 0685890, 4180933 verlassen wir die grosse Strasse spitzwinklig nach links, folgen einer örtlichen Road für eine Viertelmeile, biegen bei 12S 0686293, 4180947 um 90 Grad nach links ab. Auch diese Richtung halten wir nur für kurze Zeit bei. Bei nächster Gelegenheit (12S 0686305, 4181662) rechtwinklig rechts und der Road für genau 1 Meile folgen. Erneut links abbiegen!
Die ganzen kleinen Strassen sind hier draussen exakt im rechten Winkel angelegt, folgen genau den Himmelsrichtungen. Das ist bedingt durch Landvermessungen und trennt die unterschiedlichen Besitztümer voneinander ab. Wo möglich verlaufen die Wege in Meilenabständen zueinander.
Nun fahren wir exakt nach Norden. Bei ca. 12S 0687866, 4183080 ginge die Road zwar auch geradeaus weiter, aber wir müssen nach halblinks. Der Weg beginnt in ein flaches Tal abzusteigen, das rasch an Tiefe gewinnen soll. Big Canyon! Er wird uns in 3 Meilen Entfernung an das Ufer des Dolores Rivers bringen.
Der Weg durch Big Canyon weist keine Hindernisse auf. Unten am Fluss eine hölzerne Tafel mit allen möglichen Hinweisen und Bekanntmachungen. Offenbar ein lokales Naherholungsgebiet mit Plätzen zum Campen.
Da findet sich auch der Hinweis, dass der Canyon des Dolores Rivers aus Naturschutzgründen im Frühjahr für eine gewissse Zeit gesperrt ist, dass man ihn dann nicht befahren darf. Bighorn Sheep!
Wo sind wir denn hier gelandet? Wir stehen unter hohen Ponderosa Pines, dahinter der Fluss, über uns farbenprächtige Hänge. Cliffs kann man es nicht überall nennen, aber steil sind die Hänge allemal! Grundfarbe tiefrot, von weissen Bändern durchzogen. Das Ganze macht einen paradiesischen Eindruck!
Unser Weg biegt ab nach Norden, folgt dem Fluss. Auch hier kommt man noch ein gutes Stück mit jedem beliebigen Fahrzeug voran.
Das Tal wird tiefer. Auch wenn es nicht so schroff wirkt wie manch anderes im Südwesten - die Höhenunterschiede sind beim genaueren Hinsehen schon enorm. 500 Meter hat sich der Fluss in die Hochfläche ringsum eingeschnitten.
Der schmaler werdende Weg folgt dem Flusslauf im enger werdenden Tal, verlässt den Fluss nur, um über den Landrücken eine Flussschlinge abzuschneiden. Viele Besucher gibt es hier oben offenbar nicht mehr. Plötzlich bemerken wir etwas auf dem gegenüber liegenden Ufer.
Bighorn Schafe!
Die Tiere wissen offenbar genau, dass von uns keine Gefahr droht. Da ist der Fluss, der sie von uns trennt. Nach einigen Minuten des gegenseitigen Beobachtens geht es langsam weiter nach Norden, der immer schlechter werdenden Spur durch niedrigen, lockeren Wald folgend.
Auch wenn nur 100 Meter weiter eine Furt durch den River führt - das wollen wir uns nicht mehr antun. Hinzu kommt der hohe Wasserstand des Flusses, der eine Überquerung risikoreich erscheinen lässt. Wir entschliessen uns zur Umkehr. Hier ist der Trail für uns zu Ende! Längst befinden wir uns nach den Topomaps auf einem Pack Trail, der an sich nicht befahrbar sein sollte. Hier ist er es aber mit vielen Mühen doch noch.
Fahren wir zurück. Mal sehen, ob uns die Bighorns noch einmal begegnen?
Tatsächlich, wir bekommen die Herde noch einmal zu Gesicht! Nun stehen sie nicht mehr unten am Fluss, sie steigen langsam den Talhang hinauf, beweisen dabei ihre Kletterkünste. Unten im Canyon kehrt nach dem Verschwinden der Sonne langsam der Abend mit seinen blauen Schatten ein. Lassen wir den eigentlichen Besitzern des Canyons ihre Ruhe!