Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Big Indian

Big Indian Valley gehört zu den Salztälern, die sich rund um die LaSal Mountains gebildet haben. Sie entstanden, als grosse Salzvorkommen unter dem Druck der darüber abgelagerten Sedimentschichten in Klüften nach oben gedrückt wurden. So kam es erst einmal zu länglichen Aufwölbungen - gestreckten Hügelketten.

Wurde das Salz von Wasser angeschnitten und ausgelaugt, sackten die Aufwölbungen wieder ab. Es bildeten sich Täler. Sie sind oft gekennzeichnet durch die Tatsache, dass ihr tiefster Punkt nicht wie bei einem herkömmlichen Tal an einem Ende liegt, sondern irgendwo mittendrin. Auch treten Wasserläufe durch eine Talwand in die Absenkung ein und gegenüber wieder aus. Besonders augenscheinlich wird das im Paradox Valley kurz hinter der Utah - Colorado State Line.

Auch das Spanish Valley - Moab - gehört dazu, weiterhin das Salt Valley bzw. Cache Valley im Arches N.P. Entlang des Colorado Rivers nach Osten liegen Castle Valley und Fisher Valley. Östlich der LaSal Mountains findet sich das kleine Sinbad Valley, im Süden Lisbon/Big Indian Valley und schon wieder in Colorado das Gypsum Valley. Die auslaugenden Gewässer reichen vom grossen Colorado River und Dolores River bis zum kleinen Salt Creek und dem Onion Creek. Die abtransportierten Salzmengen sind auch heute noch enorm. Der Dolores River ist beim Eintritt ins Paradox Valley marginal salzbelastet, auf der gegenüber liegenden Seite des Tals hat der Fluss dann eine Salzfracht, die Meerwasser um das 8-fache übertrifft.

Aber was erzähle ich hier überhaupt? Darum geht es doch gar nicht, sondern um eine fast unglaubliche Geschichte und in der spielt Big Indian eine entscheidende Rolle.

Wir starten bei 12S 0642380 4229250 an der US 191, 8,3 Meilen südlich der LaSal Junction. Hier zweigt die kleine, geteerte Steens Road nach Osten ab, folgt auf der ersten dreiviertel Meile dem historischen Old Spanish Trail. Nach 4 Meilen erreicht man den Casa Colorado Rock, eine sehr orange Butte. die schon von den frühen spanischen Explorern benannt wurde.

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Casa Colorado Rock
Casa Colorado Rock und die Steens Road

Das Abendlicht - wir haben noch längstens 1 Stunde bis Sonnenuntergang - verstärkt die Farbe noch. Ansonsten ist die Gegend eher flach und ohne grossen Reiz. Nach Norden sieht man die LaSal Mountains....

LaSal Mountains
LaSal Mountains

.... nach Süden eine weitere Butte: Red Rock

Red Rock
Red Rock

Direkt hinter Casa Colorado quert eine Hochspannungsleitung die Strasse und bei 12S 0649500 4227500 erreicht man eine Strassenkreuzung. Wir fahren geradeaus weiter.

Zum Teil wird die Gegend schon dem Lisbon Oil Field zugerechnet. Ca 4 Meilen südlich der Steens Road zweigt die Big Indian Road nach Osten von der US 191 ab. Hier konnte man früher immer wieder grossen Trucks begegnen. Ein Schild mit der Aufschrift "Lisbon Industrial Area" zeigte den Weg. Nachts konnte man eine Gasfackel brennen sehen. Das ist wohl Geschichte.

Nach einer weiteren halben Meile steigt die immer noch geteerte Road in den Oberlauf eines Seitenarms des Big Indian Washs ab, der sich hier gabelt.

Big Indian Wash
Ein Arm des oberen Big Indian Washs

Der Hang gehört zur westlichen Aufwölbung, die einst Big Indian bildete. Einige industrielle Gebäude dürften der Ölförderung dienen/gedient haben.

Unten im Wash folgen wir der grössten Road. Der Teer endet hier, die Road selbst ist aber weiterhin unproblematisch. Wir gelangen in den südlicheren Arm des Washes, durch den sich die Strasse in Richtung Big Indian Valley zieht. Unten im Wash wird es schon deutlich dunkler, oben auf den Hängen fängt das Gestein an zu "glühen".

Big Indian Wash
im südlichen Nebenarm des Big Indian Washs

Man merkt schnell dass man hier in einem alten Mining District gelandet ist. Eine Mine ist besonders wichtig:

Mi Vida Mine
Mi Vida Mine

Mi Vida war eine der reichsten Minen überhaupt, brachte ihrem Entdecker Charlie Steen - Steens Road! - ungeheuren Reichtum, änderte das Aussehen von Moab für immer. Der Ort wurde fast über Nacht Boom Town, eine der bekannten Yellow Cake Towns. Eine Zeitlang nannte man sich "Uranium Capitol of the World". Leicht übertrieben, aber auch nicht ganz falsch.

Wir fanden 1987 bei unserem ersten Besuch in Moab noch neben dem Best Western Greenwell einen Container der Gemeinde, welcher ausdrücklich für (schwach) radioaktiven Abfall bestimmt war.

Für den Interessierten: Die Mine gehört nicht zu Moab, sie liegt in der San Juan County mit dem County Seat Monticello. Moab liegt aber näher, hatte auch mehr zu bieten.

Charlie Steen, ein ausgebildeter Geologe, lebte mit seiner Familie in prekären Verhältnissen, war hoch verschuldet. Obwohl auf der Suche nach Uran konnte er sich keinen Geigerzähler leisten, war auf die Hilfe anderer angewiesen. Er hatte auch völlig andere Theorien wo Uran zu finden sei, als die, die viele andere Prospectoren vertraten. Staatliche Geologen verspotteten seine Versuche als Steen´s Folly (Steens Verrücktheiten). Er bewies die Richtigkeit seiner Annahmen, änderte damit das Uranmining von Grund auf.

Am 6. Juli 1952 stiess er auf ein reiches Uraninit-Lager (Pechblende). Dieses Mineral war zuvor auf dem Colorado Plateau noch nirgends gefunden worden. (andere Fundorte: Jáchimov, Tschechische Republik; Erzgebirge, Schwarzwald u.a.) Die Lagerstätte, die Steen angebohrt hatte, war über 4 Meter stark.

Für ihn und seine Familie galt das sprchwörtliche "from rags to riches". Er baute in - oder besser gesagt über - Moab ein komfortables Haus, ebenfalls Mi Vida genannt. Später, nachdem er nach Nevada gegangen war wurde es zum gleichnamigen Restaurant (Dining above the rest!), seit einigen Jahren trägt es den Namen Sunset Grill. Noch heute kann man hinter dem Haus Charlie Steens alten Jeep bewundern, der überlebt hat.

Charlie Steens Jeep
Charlie Steen Jeep hinter dem Sunset Grill in Moab

Heutzutage ist die Gegend am Big Indian nicht mehr busy, Uran nicht mehr so wichtig wie in den Zeiten des Kalten Krieges. Der amerikanische Staat hat den Ankauf des Minerals längst eingestellt, so dass der Uranboom anfang der 1970er Jahre zuende ging. Vor knapp 10 Jahren startete man erneut einen Versuch mit der Pandora Mine (nomen est omen?), aber auch diese Aktivitäten ruhen wieder.

Die Historie wird Moab aber noch einige Zeit beschäftigen. An den Ufern des Colorad Rivers lagerten nämlich über 15 Millionen Tonnen radioaktiver Abfälle der ehemaligen Atlas Uranium Mill, die man bis ca. 2020 abtragen und sicher einlagern will (Crescent Junction). Die Kosten fallen dem Steuerzahler zur Last, die Gesellschaft, der die Mill gehörte hat sich in den Konkurs "verdrückt".

an der Mi Vida Mine
Sonnenuntergang im Big Indian Wash
Big Indian Wash
Road and Rocks im Big Indian Wash

Fährt man die Road weiter aufwärts, steht man auf einmal hoch über dem Big Indian Valley. Am Gegenhang erkennt man eine neuere Tagebaumine, in der Kupfererz abgebaut wurde. Vor einigen Jahren begegneten wir hier übergrossen Lkws, die das Erz abtransportierten. Der Betrieb wurde vor wenigen Jahren eingestellt - zu unrentabel.

Big Indian Valley
Big Indian Valley und Open Pit Mine

Die Dirt Road bringt uns nach ein paar Meilen hinunter ins Tal und auf die geteerte Lisbon Road, die nahe der Ortschaft LaSal in die UT 46 mündet.

Quellen:

- Yellowcake Towns Michael A. Amundsen; University Press of Colorado; ISBN 0-87081-662-4

- Canyon Legacy No. 13 Geology of the Canyonlands; Journal of the Dan O´Laurie Museum - Moab, Utah; ISSN 0897-3423

- Canyon Legacy No. 9 Explorers and Expeditions; Journal of the Dan O´Laurie Museum - Moab, Utah; ISSN 0897-3423

- Canyon Legacy No. Volume 56 Uranium! Part 1; Journal of the Dan O´Laurie Museum - Moab, Utah; ISSN 0897-3423

- Canyon Legacy No. Volume 57 Uranium! Part 2; Journal of the Dan O´Laurie Museum - Moab, Utah; ISSN 0897-3423

- Canyon Legacy No. Volume 58 Uranium! Part 3; Journal of the Dan O´Laurie Museum - Moab, Utah; ISSN 0897-3423

- A History of Grand County; Richard A. Firmage; Utah State Historical Society ISBN 0-913738-03-4