Davis Canyon
Vor 17 Jahren hatten wir das erste Mal die Needles Area des Canyonlands National Parks besucht. Damals auch ein Novum für uns - ein geländegängiges Fahrzeug, was sehr hilfreich beim Besuch dieses Teils des National Parks ist.
Salt Creek Canyon mit dem Angel Arch konnten wir noch "erfahren", später kamen Horse Canyon und Lavender Canyon hinzu. Jeder hat seinen eigenen Charakter, aber alle sind Kleinode!
Einer fehlt uns noch in der Sammlung: Davis Canyon! Er liegt wie die drei anderen auch südlich der Zufahrtsstrasse zum Visitor Center (UT 211) zwischen Horse und Lavender Canyon. Da sich der Trail auf den Topomaps noch ca. zweieinhalb Meilen jenseits der Parkgrenze fortsetzt, gehen wir davon aus, ein Permit zu benötigen, so wie es bei den anderen Canyons auch der Fall ist.
Wir besuchen das Visitor Center, ich frage nach dem Permit. Brauchen wir nicht, erklärt mir die anwesende Rangerin. Das macht mich stutzig - sollte sich die Tour vielleicht doch nicht lohnen? Zur Absicherung erweben wir noch ein Permit für den Lavender Canyon. So sind wir flexibel. Jetzt, Anfang August, sind Permits leicht zu erhalten. Die Hitze wirkt wahrscheinlich abschreckend. Jedenfalls wurde laut Anzeigetafel in der ganzen Woche noch keines für Lavender vergeben.
Meine nächste Frage gilt einem Arch, von dem wir lasen und den wir gerne besuchen würden - Granary Arch! Laut älteren lokalen Angaben erhielt er seinen Namen dadurch, dass sich unter dem Bogen ein Vorratsgebäude der Anasazi befindet. "Granary Arch? - Nie gehört! Wo soll der sein?" In einem Seitenarm des Davis Canyons. Das hilft auch nicht weiter, sie verschwindet, bringt einen Kollegen mit. Er stellt sich vor, erklärt, dass er hier schon seit 1987 Dienst tut, aber - leider! - von einem Granary Arch habe er auch noch nichts gehört. Wo ich denn das her hätte? Ich zeige ihm das fast 20 Jahre alte Heftchen, das auch ein Schwarzweiss-Photo enthält. Leider bringt uns das auch nicht weiter.
So ziehen wir los, mit einem Permit für den "falschen" Canyon und der Hoffnung, dass wir den Arch alleine entdecken. Eine diffuse Beschreibung haben wir ja mit dem alten Booklet.
Runde 6 Meilen östlich des Vistor Centers, bei 12S 0620310, 4223442 biegen wir von der Teerstrasse ab. Der Trail bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Ein Stück führt er über Private Land. Man muss einfach das Gate öffnen und nach Durchfahrt wieder verschliessen.
Die ersten zwei bis zweieinhalb Meilen gestalten sich recht ereignislos. Erst als wir in den aus dem Davis Canyon kommenden Wash einfahren ändert sich das. Stellenweise steht oder fliesst Wasser, doch das Bett des Washes erweist sich als recht tragfähig. Wo kein Wasser steht, kann es ziemlich sandig sein. Ein typischer, einfacher Offroad-Trail.
Je tiefer man in den Davis Canyon gelangt, desto grüner wird er. Stellenweise muss man sich durch ein regelrechtes Dickicht hindurchzwängen. Fast hat es den Anschein, als würde der Weg hier irgendwo enden. Doch der Urwald endet, man gelangt wieder auf sandiges Terrain, fährt aber weiterhin im Wash.
Die Parkgrenze ist jetzt bald erreicht und man erkennt, warum es keine Permits gibt. Der früher weiter nach Süden führende Trail ist abgeriegelt. (Bei 12S 0615670, 4213825) Man hat ein regelrechtes Sperrwerk errichtet, um das Eindringen von ATV´s zu unterbinden.
Da nach den uns bekannten Angaben Granary Arch im ersten nach Westen abgehenden Seitenarm des Canyons liegen soll, machen wir uns darüber keine Gedanken, packen unsere Rucksäcke und wandern los. Nach 4-500 Metern sollten wir nach rechts abbiegen können.
Das Laufen im breiten, sandigen Wash fällt schwer. Zwei Gründe: man sinkt bei jedem Schritt mehrere Zentimeter tief ein und es ist - wie schon an all den Tagen zuvor - sehr heiss. Schon nach kurzer Wegstrecke brauchen wir Schatten und Wasser.
Ein Pfad schlängelt sich seitwärts eine Schutthalde hinauf, scheint zur Felswand zu gehen. Ich beschliesse, das ist der falsche Weg! Wir gehen weiter, lassen schon fast die Mündung des Seitenarms hinter uns und finden - keinen anderen Weg!
Also müssen wir was anderes probieren. Querfeldein gehts die Schutthalde von der anderen Seite hinauf und schliesslich wieder etwas bergab, bis wir im Wash des Seitenarms landen.
Dieser Seitencanyon beeindruckt mehr als der Hauptarm, weil er enger, steiler ist. Ob wir Granary Arch finden?
Jedenfalls schiesse ich viel Photos. Lady leidet deutlich unter der Hitze, die besonders heftig an Stellen mit direkter Sonneneinstrahlung ist. Und das ist auf 90% des Weges der Fall. Wir haben 4 p.m., vermutlich wird die Temperatur noch ein- bis eineinhalb Stunden ansteigen, ehe sich die Schatten langsam in den Canyon legen werden.
Was tun? Meine Frau meint, ich solle alleine weitergehen, sie würde im Schatten warten. Kommt nicht in Frage!
Gibts hier überhaupt passende Stellen, an denen ein Arch zu finden sein könnte? Es sieht schlecht aus. Die Nordwand ist sehr steil, die südlichere wäre eher ein Kandidat. Da drüben gibt es auch einen grossen Jump, was theoretisch zur Arch- oder Bridgebildung führen kann. Aber auch da ist nichts. Wir beschliessen umzukehren.
Jetzt aber erst einmal Bilder:
Wahrscheinlich beflügelt alleine schon der Gedanke, sich auf dem Rückweg zu befinden. Lady beginnt auch wieder mit ihrer Kamera zu arbeiten. Trotz aller Bemühungen, den ersehnten Arch können wir nicht entdecken.
Mit der Sonne im Rücken sieht man besser, die Details der Cliffs kommen zum Vorschein. Erst jetzt erkennt man so richtig, wie wunderschön dieser Arm des Davis Canyons ist.
Dann ist da ein kleiner Seitenarm des Canyon, in dem wir uns befinden. Gibt es da den Arch? Schliesslich wurde nichts davon gesagt, dass man nur im Hauptarm suchen müsste? Im Seitenarm hat der Weg noch einen Vorteil - er verläuft im Schatten!
An einer Stelle entdecken wir eine Art Petroglyphs. Das ist nicht unsere Spezialität. Wahrscheinlich übersahen wir mehr als wir entdeckten. Das was wir da zu sehen bekommen, scheint auch nicht gerade ein Highlight zu sein. Was man sich immer wieder mal fragt, wie kamen die Leute, die das gezeichnet haben, dort hin wo man die Figuren findet?
Hier im Schatten lässts sich aushalten und wir geniessen einfach die Szenerie. Arch? Keine Spur davon! Das Thema haken wir langsam aber sicher ab.
Wir laufen noch ein ganzes Stück in den Canyon hinein. Hinter einer Biegung wird dann schnell klar, das wir hier nicht weiterkommen können. Das ginge wahrscheinlich nur durch Felskletterei, die wir nicht beherrschen und wofür wir nicht ausgerüstet sind.
Mit Granary Arch wird das wohl heute nichts mehr. Entweder haben wir ihn übersehen oder unsere Informationen waren falsch? Gleichgültig, denn der Canyon war die Tour allemal wert.
Es ist wahrscheinlich, dass sich Davis Canyon weiter im Süden ähnlich spektakulär darstellt. Die Karten zeigen einen schnell enger und tiefer werdenden Canyon, dessen östlicher Arm besonders viele Verzweigungen aufweist. Heute haben wir dazu keine Energie mehr.
Zurück zum Hauptarm des Canyonsystems. Auf dem Rückweg finden wir dann auch den Trail, den wir am Anfang übersahen - oder genauer gesagt, den ich nicht für relevant hielt.
Zu guter Letzt entdecken wir doch noch einen Arch - hoch oben auf den Cliffs! Granary Arch ist es ganz sicher nicht, aber wir freuen uns auch über ihn.
Was ist nun mit Granary Arch? Heute wissen wir mehr, wir waren recht nahe dran, nur wenige hundert Meter entfernt. Offenbar hatte ich einen Hinweis falsch interpretiert. Und vielleicht als Tip für die Ranger: Folks, der Arch liegt in eurem Park!